Die Inside Liquidations AG in Wollerau SZ hätte laut Gesellschaftszweck Liquidationen durchführen sollen. Stattdessen wurde sie selbst liquidiert und im Handelsregister gelöscht. Erwin K., Inhaber und einziger Angestellter der Firma, starb am 2. April 2014. Das Konkursverfahren gegen die AG wurde mangels Aktiven eingestellt.
Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft in dieser Angelegenheit. Sie geht von mindestens 30 Geschädigten oder Geschädigtengruppen aus und schätzt den Deliktbetrag auf rund 4 Millionen Franken. Gemäss Sprecher Nico Buschauer besteht der Verdacht, dass K. ein Schneeballsystem betrieb. Dass er also Gelder der Anleger dazu verwendete, Rück- und Gewinnauszahlungen an andere Anleger zu tätigen.
Einer der Geschädigten ist der Zürcher Franco Tutti (Name geändert). Er verpflichtete sich am 12. März 2014 in einem Investmentvertrag, 50000 Franken zu investieren. Der Vertrag hält fest: «Die Inside Liquidations AG investiert dieses Geld in eine neue, noch zu übernehmende Liegenschaft.» Investiert wurde aber nichts, wie sich nach dem Tod von Erwin K. zeigte. Von seinem Investment dürfte Tutti nach den heute vorliegenden Informationen nichts mehr sehen.
Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Anleger-Vermittler
Tutti investierte auf Anraten von Jean-Marc B. Dieser bietet auf seiner Website «Immobilien- und Finanzdienstleistungen auf höchstem Niveau» an. Denn: «Anlagestrategien und Finanzgeschäfte verlangen in diesen Zeiten einen vertrauensvollen, unabhängigen und seriösen Berater.»
Da bei Erwin K. nichts mehr zu holen ist, steht inzwischen B. als Vermittler von Anlegern im Zentrum der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass eine Strafuntersuchung «gegen eine Person» hängig ist, die mutmasslich Anleger an die Inside Liquidations vermittelte und dafür Provisionen erhielt. B.s Rechtsanwalt bestätigt das laufende Strafverfahren gegen seinen Klienten und auch, dass B. als Makler Anleger vermittelt habe. Makeln sei aber nicht strafbar.
Punkto Maklerprovisionen gibt sich B.s Anwalt wortkarg. Und das mit der Liquidation beauftragte Konkursamt Höfe in Wollerau SZ verweigert mit Verweis auf das Amtsgeheimnis zwar die Akteneinsicht. Doch Recherchen von K-Geld, die sich auf Bankauszüge der Inside Liquidations stützen, belegen, dass Vermittler B. allein von September 2013 bis März 2014 von Inside-Liquidations-Inhaber K. mindestens 116000 Franken ausbezahlt erhielt.
Da wäre auch noch der ehemalige einzige Verwaltungsrat der Inside Liquidations, Samuel K. Das Strafverfahren gegen ihn wurde eingestellt. Die Behörden kamen zum Schluss, dass er von Erwin K. als Strohmann eingesetzt wurde und keinen Einblick in die Geschäftstätigkeit hatte. Der heute 28-jährige Schreiner übernahm das Mandat auf Anfrage von Erwin K. Sein Vorgänger, ein Bekannter von ihm, war zuvor verstorben. «Als Kollege macht man das», habe er sich gedacht.
«Ich bin dumm gewesen, ich wollte einfach jemandem helfen»
Samuel K. ist nach eigener Darstellung selbst ein Opfer. Er habe Erwin K. zweimal 30000 Franken gegeben – die erste Tranche aus seinen Ersparnissen, für die zweite nahm er bei der Bank einen Kredit auf. Zudem habe sich Erwin K. einen Mercedes angeschafft, dessen Leasingvertrag er mitunterzeichnet habe. Dafür hafte er jetzt solidarisch. Den Bankkredit zahlte Samuel K. inzwischen zurück. Die 50000 Franken für den Mercedes müsse er in den kommenden vier Jahren abstottern. Insgesamt zahlt der junge Schreiner damit 110000 Franken Lehrgeld. Rückblickend sagt er: «Ich bin dumm gewesen, ich wollte einfach jemandem helfen.»