Goldanlagen sind bei Kleinanlegern beliebt. Das haben umstrittene Geschäftemacher entdeckt. Der Deutsche Michael Turgut bewarb an öffentlichen Seminaren die Dienste der Firmengruppe International Finance & Precious Metals Group AG (IFPG). Zu ihr gehört unter anderem die Swiss Gold Treuhand AG (SGT) aus Zug. Sie macht Schweizer Anlegern Edelmetallkäufe schmackhaft und verspricht Traumrenditen, etwa für Geldanlagen in Rohgold (K-Geld 1/2023). Die SGT ist laut Turgut «quasi die Private-Banking-Abteilung» der Gruppe. Dort könnten Anleger problemlos in Rohgold investieren.
Mit verurteiltem Betrüger zusammengearbeitet
Recherchen von K-Geld zeigen: Hinter der SGT steckte der mehrfach wegen Betrugs verurteilte Claudio De Giorgi. Turgut und seine Anwälte behaupteten gegenüber K-Geld, er und die SGT würden nicht mit De Giorgi zusammenarbeiten. Doch nun zeigen Gerichtsdokumente: Das entspricht nicht der Wahrheit, Claudio De Giorgi war bei der SGT federführend.
Anlegern, die dort in Rohgold investierten, drohen Millionenverluste. Die Swiss Gold Treuhand befindet sich inzwischen in Liquidation. Sie beantragte im Februar beim Kantonsgericht Zug die Nachlassstundung, um einen Konkurs abzuwenden.
In der Begründung des Antrags behauptet die Firma, sie habe in der Zentralafrikanischen Republik Rohgold gekauft und es in italienischen Raffinerien gelagert. In den Verträgen, die K-Geld vorliegen, wurde den Kunden allerdings vorgegaukelt, das Rohgold liege in einem Schweizer Zollfreilager oder einer Raffinerie in der Schweiz oder in Frankreich.
SGT: «Verbindlichkeiten» von über 80 Millionen
In der Gerichtseingabe schreibt die Swiss Gold Treuhand, der Einkauf des Rohgoldes sei von Claudio De Giorgi organisiert worden. Zudem habe er als Einziger die Zahlungsströme für den Rohgoldkauf kontrolliert. Er sei «faktisches Organ» der Firma gewesen. Im Frühling 2023 habe die SGT dann festgestellt, dass De Giorgi Belege über den Rohgoldbestand gefälscht habe. Darum habe man am 24. November 2023 eine Strafanzeige eingereicht. De Giorgi sei mittlerweile «nicht mehr erreichbar». Wegen ihm sei die Firma nun überschuldet.
Die SGT schulde ihren Kunden Geld oder die Auslieferung von Goldbeständen. Bankguthaben von 5,7 Millionen Franken stünden «Verbindlichkeiten» der Investoren in der Höhe von rund 84 Millionen Franken gegenüber. Man sei jedoch zuversichtlich, mit den Gläubigern eine einvernehmliche Lösung zu finden. Dazu ziehe man die SGB Vault AG aus Schwyz heran – für einen «Recovery- und Business-Plan».
Auch diese Firma wirft allerdings Fragen auf. So war eine Bekannte von De Giorgi dort Verwaltungsratspräsidentin. Die SGB Vault präsentiert auf ihrer Internetseite eigene Goldbarren mit Seriennummer und Punzierung. Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit teilt K-Geld mit, die SGB Vault besitze keine Bewilligung für das Herstellen und das Inverkehrbringen von Schmelzprodukten wie Goldbarren. Es sei strafbar, Barren ohne legale Schmelzprüfzeichen in der Schweiz und in Liechtenstein auszugeben.
Zahlreiche Kunden der Swiss Gold Treuhand schlossen aufgrund der finanziellen Probleme der SGT Verträge mit der SGB Vault – so auch K-Geld-Leser Armin Zürcher (Name geändert) aus Linz (Ö). Er wollte sein Gold verkaufen – ohne Erfolg. Denn laut der SGT lag das Gold in einer Raffinerie in Italien und ist von einer italienischen Behörde beschlagnahmt worden, weil die Raffinerie auch Gold aus Embargoländern gelagert habe. Niemand konnte Zürcher sagen, wann sein Gold wieder verfügbar sein wird. Er hat auch keine schriftliche Bestätigung, dass sein Gold überhaupt jemals physisch verfügbar war. Die SGT, Claudio De Giorgi und Michael Turgut äusserten sich gegenüber K-Geld nicht.
Tipps zum sicheren Kauf von Gold
Das Fiasko für die Kunden der Swiss Gold Treuhand zeigt einmal mehr: Wer Gold kaufen will, sollte das bei seiner Hausbank oder seriösen Handelsunternehmen wie Degussa, Philoro oder Pro Aurum tun. Beim Kauf von Goldbarren sollten Anleger darauf achten, dass die Prägung von einer bekannten Raffinerie stammt. Wichtig ist, dass die Reinheit des Golds bestätigt wird. «999,9» bedeutet, dass es sich um 99,99-prozentiges Feingold handelt. Der Goldbarren sollte auch eine Gewichtsangabe enthalten – etwa «500 g» oder «1000 g».
Wer kein Edelmetall aufbewahren möchte, kann sogenanntes Papiergold kaufen. Wie eine Aktie leicht handelbar sind etwa die Anteile von ETF, also von börsengehandelten Indexfonds. Unter anderem UBS, Zürcher Kantonalbank, Raiffeisen oder Swisscanto bieten solche Goldfonds an. Diese werden in Franken gehandelt. So ist garantiert, dass die Fondsvermögen im Inland vollständig mit physischen Goldbarren hinterlegt sind.