Ab 2010 stiegen die Preise von seltenen Erden innerhalb nur eines Jahres auf das Fünffache. Es handelt sich dabei um 17 spezielle Metalle, die für die Produktion von Smartphones, Kondensatoren, Medizinalgeräten, Solaranlagen oder Windturbinen benötigt werden.
In der Industrie und in den Medien herrschte damals Panik, weil China mit 98 Prozent der Weltproduktion ein Quasi-Monopol auf der Förderung dieser seltenen Erden besass und Lieferbeschränkungen beschloss. Finanzhäuser lancierten Wertpapiere auf die seltenen Erden, die sie in grossem Stil auch Kleinanlegern zum Kauf anboten.
K-Geld warnte bereits im April 2010 vor der Blase (Ausgabe 2/10). Denn entgegen ihrem Namen und ihren exotischen Bezeichnungen wie Ceroxid, Gallium, Hafnium, Indium, Neodym, Tellur, Tantal oder Wismut sind seltene Erden keineswegs selten, sondern weit verbreitet. Ihr Abbau lohnte sich bei den damals tiefen Preisen allerdings nur in Niedriglohnländern wie China. Bei stark steigenden Preisen wurde ihr Abbau aber auch in modernen Anlagen in den USA oder Australien attraktiv. Gleichzeitig geschah, was immer geschieht, wenn ein Rohstoff zu teuer wird: Die Industrie steigt auf andere Materialien und Technologien um.
Folge: Die Preise für seltene Erden brachen so rasch ein, wie sie hochgeschossen waren (siehe Grafik). Neodym zum Beispiel, das man für die Produktion starker Magnete braucht, kostete vor der Blase rund 90 Dollar pro Kilo (damals rund 100 Franken). Die Höchstpreise lagen Mitte 2011 bei 500 Dollar. Heute sind es bloss noch rund 100 Dollar (aktuell 90 Franken). Ceroxid, das beim Polieren von Linsen zum Einsatz kommt, sackte vom Höchststand bei 150 Franken auf 10 Franken pro Kilo ab. Das Nachsehen hatten die Kleinanleger, deren hochspekulative Papiere den Grossteil ihres Werts verloren oder gar völlig wertlos wurden.
Solche Blasen erlebten die Investoren in der Vergangenheit immer wieder – in den Siebzigerjahren zum Beispiel bei der Preisexplosion von Rohöl, als die Opec die Öllieferungen drosselte. Alle paar Jahre wiederholt sich das Spiel auch mit Nahrungsmittelrohstoffen bei Ernteausfällen. Es zeigt sich, dass die Blase kurz vor dem Platzen ist, wenn die Berater auch Kleinanleger noch zur Spekulation in die Rohstoffe verleiten wollen. Vernünftige Anleger lassen deshalb die Finger davon.