Ein «Partner für eine stabile und nachhaltige Zukunft»: Mit dieser Bezeichnung hat sich die Firma Santander Estate AG geschmückt. Und mit diesem Eigenlob ging sie von 2010 bis 2013 auf die Suche nach Investoren. Interessenten mussten 8 Franken für eine Santander-Aktie zahlen. In den Verkaufsunterlagen stand, nach dreieinhalb Jahren werde man die Aktien für 11 Franken zurückkaufen.
Diesen Gewinn wollte die Santander Estate im Fussballgeschäft erwirtschaften – und zwar mit «Beteiligungen an Sportlerlizenzen im Transfermarkt». Das sei ein «krisenunabhängiger Hafen». Die Unterlagen erweckten den Eindruck, die Santander habe auch in die Transferrechte des bekannten Profifussballers Xherdan Shaqiri investiert.
Doch das Geschäftsmodell war weder stabil noch nachhaltig. Anfang 2014 hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) über die Santander Estate den Konkurs eröffnet. Und ihr vorgeworfen, sie habe ohne amtliche Erlaubnis Publikumsgelder eingesammelt.
Vermittlerfirma empfahl die Anlage als «absolut sicher»
Im August 2014 schrieb die Finma, man habe in den Geschäftsakten der Santander Estate «keine Transferrechte oder Sportlerlizenzen» gefunden. Einen «konkreten Vertragsabschluss» habe es wohl nie gegeben. In der Kasse habe der Konkursliquidator Fr. 633.85 gezählt – dem stünden Forderungen von 2,79 Mio. Franken gegenüber.
Das ist bitter für Hans M. aus Arbon TG. Er hat im März 2011 für 50 000 Franken Santander-Aktien gekauft; diese Summe muss er nun abschreiben. Eine Leserin aus dem Zürcher Oberland hat 49 000 Franken investiert. Auch ihr bleibt nur ein wertloses Aktienzertifikat.
Das Bedenkliche ist: Beide Opfer waren Kunden der Vermittlerfirma Faire Finance Suisse GmbH aus Oberbüren SG, die sich als «unabhängigen Versicherungsbroker» bezeichnet. «Wir waren mit der Beratung zufrieden», sagt Hans M. Als dann die Beraterin mit dem Santander-Angebot kam, habe er ihr vertraut und an die attraktiv scheinende Gewinnaussicht geglaubt.
Die Aktienkäuferin aus dem Zürcher Oberland erinnert sich: «Von mir aus wäre ich nie auf die Idee gekommen, in diese Firma zu investieren.» Die Anlage sei ihr als «absolut sicher» empfohlen worden.
Fazit: Wenn der Versicherungsberater ohne Aufforderung eine Geldanlage-Möglichkeit auftischt, ist äusserste Vorsicht geboten.
Martin Stucki ist Geschäftsführer der Faire Finance Suisse GmbH. Er sagt, man habe die Santander-Aktien nur vermittelt und dabei keine Gewinnversprechen abgegeben. Und die Berater hätten auf die Risiken hingewiesen. Er betont: «Auch wir wurden von der Santander Estate hinters Licht geführt.» Die von der Faire Finance kassierten Vermittlungsgebühren seien «marktüblich» gewesen.
Der damals verantwortliche Verwaltungsrat der Santander Estate AG heisst Murad Emmioglu. Auf den Visitenkarten des heute 43-Jährigen stand «Murad Emmi». K-Geld gab ihm mehrfach Gelegenheit, Stellung zu nehmen. Das hat er nicht gemacht. Anfang 2014 hat die Finma gegen ihn ein «Werbeverbot» erlassen. Er darf jetzt keine Geldanlagen mehr vertreiben oder dafür werben.
Übrigens: Dem Weltfussballverband Fifa war der Handel mit Transferrechten schon lange ein Dorn im Auge. Die Fifa hat deshalb ihr Reglement kürzlich geändert. Darin steht jetzt, dass Investoren nicht mehr an Transferrechten teilhaben dürfen.