«Gebühren, für die man niemanden ausrauben muss?», fragt die Credit Suisse in der Werbung für ihr neues Produkt CSX – und gibt die Antwort gleich selbst: «Klar geht das.» CSX heisst ein Privatkonto, das man via Smartphone bewirtschaftet. Erforderlich dafür ist die App CSX, die in den App-Läden von Apple und Android zum Herunterladen bereitsteht.
Die Credit Suisse ist nicht die erste Bank, die ein Schweizer Privatkonto über eine App anbietet. Schon früher an den Start gingen die Smartphone-Banken Neon, Yapeal und Zak. Neon nutzt die Banklizenz der Hypothekarbank Lenzburg, Zak ist eine App der Bank Cler (früher Bank Coop). Für CSX, Neon und Zak gilt also wie bei anderen Konten der Banken der Schweizer Einlegerschutz von 100 000 Franken pro Kunde. Wenn ein Finanzinstitut pleitegeht, sollte das Geld bis zu diesem Betrag gesichert sein. Yapeal hingegen hat eine eigene, sogenannte Fintech-Lizenz (Schweizer Banklizenz light). Dabei besteht keine Einlagensicherung. Die Smartphone-Bank ist aber dazu verpflichtet, die Kundeneinlagen getrennt von den Eigenkonten zu führen. Sie legt das Geld nicht an.
Eine Gemeinsamkeit der vier Smartphone-Banken: Sie verlangen angeblich nur geringe Gebühren. Im Gegenzug muss man beim Kundendienst und bei der Bedienung Abstriche machen, da fast alles über das Handy und via E-Mail läuft.
Die Kontogebühren reichen von 16 bis 322 Franken pro Jahr
Aber ist ein Privatkonto auf dem Handy tatsächlich viel günstiger als ein normales Privatkonto? K-Geld hat die Gebühren der Smartphone-Banken mit denjenigen von sechs grossen Schweizer Banken verglichen. Dazu gehören Gebühren für eine Debitkarte, für Kontoauszüge, Zahlungsaufträge, Bargeldbezüge oder für Porti. Bei den Bargeldbezügen geht der Vergleich davon aus, dass die Mehrzahl der Bezüge an bankeigenen Bancomaten erfolgt. Das gilt auch für die Smartphone-Banken CSX (Premium Black) und Zak.
Der Vergleich zeigt: Die Preisspanne zwischen dem günstigsten und teuersten Privatkonto ist riesig. Gerade mal 16 Franken pro Jahr gibt der Musterkunde mit dem Smartphone-Konto Zak aus. Der Credit-Suisse-Kunde, der alles auf dem Postweg erledigt, zahlt Fr. 322.54. Das sind über 20 Mal mehr. Bei der Credit Suisse fallen besonders die Gebühren für Zahlungsaufträge ins Gewicht: Für einen per Post verschickten Auftrag verlangt die Bank 1 Franken, bei 12 Aufträgen pro Monat ergibt das 144 Franken im Jahr. Anders die Postfinance: Zahlungsaufträge auf Papier sind bis auf die Postporti gratis. Bei Versand der Aufträge per Post kommt man bei der Postfinance mit Jahreskosten von Fr. 96.05 am günstigsten weg.
Wer auf Papier verzichten und sein Privatkonto nur mit E-Banking nutzen will, kann je nach Bank 24 bis 62 Prozent sparen. Am meisten Gebühren vermeiden lassen sich beim teuren Privatkonto der Credit Suisse, nämlich Fr. 199.25 pro Jahr. Umgekehrt muss der Musterkunde bei der Postfinance nur Fr. 23.05 weniger zahlen, wenn er sein Konto am Computer bewirtschaftet.
Erstaunlich: Die E-Banking-Angebote der Banken müssen sich nicht vor der Smartphone-Konkurrenz verstecken. Insbesondere das Konto der Migros-Bank mit Jahreskosten von Fr. 56.80 vermag zu punkten und schlägt sogar die Smartphone-Apps von CSX (Basic- und Premium-Version) sowie Yapeal (Privat- und Plus-Version). Am günstigsten sind die Smartphone-Apps Neon und Zak mit Jahreskosten von Fr. 30.23 und 16 Franken.
Bei den Smartphone-Bankkonten sind es vor allem Bargeldbezüge am Bancomaten, welche die Kosten in die Höhe treiben. Das zeigt sich deutlich bei CSX Basic White und Yapeal Private: Bei diesen beiden Apps kostet jeder Bancomat-Bezug im Inland 2 Franken.
Es empfiehlt sich, Geld am Bancomaten der Hausbank zu beziehen
Das schenkt ein. Bei den im Vergleich gerechneten 30 Bezügen pro Jahr sind das 60 Franken. Wer CSX Premium Black oder Zak benutzt, kann die Kosten für Bargeldbezüge gegen null senken, wenn er die hauseigenen Automaten nutzt. Bei Neon entfällt diese Möglichkeit. Dafür sind pro Monat 2 Bargeldbezüge in der Schweiz kostenlos.
Beim Smartphone-Konto Yapeal Private Plus sind alle Bargeldbezüge im In- und Ausland inklusive. Dafür zahlt man mit 89 Franken eine relativ hohe Jahresgebühr.
CSX, Neon, Zak, Yapeal: Kein Verlass auf das Bankgeheimnis
Ganz ohne Papier kommen auch die Smartphone-Apps nicht aus. Als Erstes erhalten Kunden nämlich einen Aktivierungsbrief, wenn sie die App auf dem Handy installiert und sich registriert haben. Das dauert ein paar Tage – Zugriff hat man aber gleich nach der Registrierung.
Registrierung
Beim sogenannten «Onboarding» müssen Kunden der entsprechenden Bank zur Identifikation Handyfotos von der Vorder- und Rückseite ihres Passes oder ihrer Identitätskarte schicken. Das alles geschieht in der App, man schickt also keine ungesicherten Fotos per E-Mail. Danach müssen Kunden sich noch per Videoanruf bei einem Call-Center authentifizieren – ebenfalls via App. Neon und Zak bietet auch eine schnellere Authentifizierung an, der Videoanruf entfällt hier. Auffällig: Der Fragenkatalog der Credit Suisse (CSX) im Registrierungsprozess ist sehr ausführlich. Wenn man einige der vielen Fragen «falsch» beantwortet, ist es nicht möglich, direkt ein Konto zu eröffnen. Den Grund erfährt man nicht. Dafür wird man aufgefordert, die Kontoeröffnung in einer CS-Filiale abzuschliessen.
Rechnungen zahlen
Bei allen Apps haben Kunden die Möglichkeit, die Daten für eine Zahlung manuell ins Smartphone zu tippen. Oder man scannt den Einzahlungsschein mit der Handy-Kamera. Dabei gibt es deutliche Unterschiede: CSX und Yapeal erkannten im Test die Adresse des Zahlungsempfängers beim Einscannen der Code-Zeile im unteren Bereich des Einzahlungsscheins. Das war bei Neon und Zak nicht der Fall, die Empfängeradresse musste manuell eingetippt werden. Das Scannen der neuen QR-Rechnung gelang allen Apps problemlos. Mit der Neon-App lässt sich sogar die IBAN-Nummer scannen.
Bedienung
Die Benutzeroberfläche ist im grossen Ganzen bei allen gleich. Am aufgeräumtesten kommt Yapeal daher. Neon geht denselben Weg. Die relativ nüchtern gestaltete CSX-App setzt auf viel Text statt Symbole, Zak auf ein Design mit viel Platz für Werbung für Zusatzangebote. CSX ist da diskreter. Alle Apps bieten ein Archiv mit PDF-Kontoauszügen. Die CSX-App ermöglicht als einzige getestete Smartphonelösung auch E-Banking auf dem Computer.
Bankgeheimnis
Wie bei allen elektronischen Bank-Transaktionen muss auch bei der Benutzung von Smartphone-Apps damit gerechnet werden, dass das Bankgeheimnis nicht gewährleistet ist. Dies steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Banken. Klar ist: Durch das Herunterladen, die Installation sowie die Verwendung der Apps und durch die Einbeziehung Dritter wie der Gerätehersteller Apple oder Samsung kann eine Kundenbeziehung zur Bank hergeleitet werden. In den AGB der Credit Suisse etwa steht: «Der Rückschluss auf eine bestehende Bankbeziehung und/oder auf eine Zahlungsbeziehung zwischen dem Kunden und dem Begünstigten ist für einen Dritten möglich.»
Kundendienst
Zak und CSX treten in der App und der Kundenkommunikation defensiver auf. Es gibt keine E-Mails mit Titeln wie «Spread Yapster Love» (Yapeal), um neue Kunden anzuwerben, oder «Christian, deiner Neon-Karte ist es etwas langweilig». Neon und Yapeal setzen beim Austausch auf E-Mail. Im Test reagierten beide auf Fragen sehr schnell. CSX und Zak setzen neben E-Mail auch auf ihre Telefon-Hotline.
Zusatzdienste
Neon setzt auf viele Kooperationen mit Drittpartnern. So lassen sich etwa seit einigen Monaten Geldtransaktionen ins Ausland tätigen – dank der Zusammenarbeit mit dem britischen Zahlungsdienstleister Transferwise. Für Säule-3a-Sparen arbeitet Neon mit der ZKB (Frankly) und Selma Finance zusammen. Versicherungen gibts mit Smile-Direct, Hypotheken mit Moneypark. Für diese Funktionen müssen Kunden allerdings bei den Drittanbietern neue Konten mit separaten Logins erstellen. Bei Zak und CSX ist das nicht der Fall. Sie bieten das selbst an. Yapeal hat im Vergleich noch die wenigsten Zusatzangebote.