Schweizer Anleger investieren stärker in heimische als in ausländische Finanzprodukte. Das zeigt etwa eine Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2010. Beliebt sind günstige börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF), die nicht aktiv verwaltet werden, sondern passiv einen Aktienindex nachbilden.
Die Schweizer Aktienindizes unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und ihrer Ausrichtung stark. K-Geld hat die wichtigsten sieben miteinander verglichen.
Swiss Performance Index (SPI)
Die Schweizer Börse Six berechnet den Swiss Performance Index (SPI). Er enthält nahezu alle börsenkotierten Aktiengesellschaften mit Sitz in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein. Aktuell umfasst der SPI 207 Aktien. Mehrheitlich gehören diese Firmen den Sektoren Gesundheit (35 %), Konsumgüter (22 %), Finanzen (19 %) und Industrie (19 %) an.
Swiss Market Index (SMI)
Der meistbeachtete Aktienindex der Schweiz ist der Swiss Market Index (SMI). Er enthält die 20 grössten Titel des SPI. Die Wirtschaftssektoren sind im SMI prozentual ähnlich vertreten wie im SPI. Die Unternehmen werden vor allem basierend auf ihrem Umsatz und ihrer Marktkapitalisierung für den SMI ausgewählt – also dem Gesamtwert aller frei handelbaren Aktien eines Unternehmens. Der Lebensmittelkonzern Nestlé und die Pharmafirmen Novartis und Roche machen im SMI fast 50 Prozent aus.
SMI- und SPI-Fonds eignen sich für Anleger, die einen risikoarmen Aktienindex bevorzugen. Gesundheit und Konsumgüter sind im Vergleich zum Weltmarkt überproportional gewichtet. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Medikamenten ist konstant.
SPI Extra
Der SPI Extra misst die Entwicklung des Swiss Performance Index abzüglich der 20 im SMI enthaltenen Aktien. Folglich setzt er sich aus 187 Titeln mittlerer und kleiner Schweizer Aktiengesellschaften zusammen. Entsprechend sind die Wirtschaftssektoren prozentual anders vertreten: Industrie (34 %) und Finanzen (23 %) lösen Gesundheit (19 %) und Konsumgüter (13 %) an der Spitze ab.
SMI Mid (SMIM)
Der SMI Mid (SMIM) setzt sich aus den 30 grössten Titeln mit mittlerer Marktkapitalisierung zusammen, die nicht Bestandteil des SMI sind. Ein Drittel der Titel stammt aus dem Industriesektor, während Gesundheit, Finanzen und Konsumgüter je mit rund einem Fünftel vertreten sind.
In Anlageprodukten, die den SPI Extra und den SMIM abbilden, fehlen die Schweizer Grosskonzerne und somit auch Nestlé, Novartis und Roche. Der Industriesektor ist bei beiden Indizes am stärksten gewichtet. Das schafft eine grössere Abhängigkeit vom Weltmarkt und vom Wechselkurs des Schweizer Frankens. Diese zusätzlichen Risken bringen grössere Kursschwankungen mit sich.
Swiss Leader Index (SLI)
Der Swiss Leader Index (SLI) setzt sich aus den 20 SMI-Titeln und den 10 grössten SMIM-Titeln zusammen und besteht somit aus den 30 grössten Aktien des Schweizer Markts. Er gilt als Alternative zum SMI, da die Dominanz von Nestlé, Novartis und Roche durch die zusätzlichen 10 SMIM-Aktien verringert wird. Zudem dürfen die vier gewichtigsten Titel den Anteil von 9 Prozent nicht übersteigen. Bei allen weiteren Titeln sind es 4,5 Prozent.
Der Gesundheitssektor ist im SLI mit 34 Prozent am stärksten vertreten. Konsumgüter, Finanzen und Industrie halten sich mit je rund einem Fünftel die Waage. Der SLI unterliegt stärkeren Kursschwankungen als der SMI. Über die letzten zehn Jahre legte der SLI über 106 Prozent zu.
SLI-Fonds schliessen die stabilen Riesen Roche, Novartis und Nestlé nicht aus, gewichten sie aber tiefer. Dies führt im Vergleich zum SMI und zum SPI zu mehr Kursschwankungen. Die Gewinnchancen sind dadurch grösser, aber auch die Möglichkeit von Verlusten.
SPI Select Dividend 20
Der SPI Select Dividend 20 enthält 20 Titel des SPI, die sich durch stabile Dividendenausschüttungen und eine gute Kapitalrentabilität auszeichnen. Alle Titel im Index dürfen einen Anteil von 15 Prozent nicht übersteigen. Aktien aus dem Finanzsektor wie Zurich, Swiss Re, Swiss Life und Partners Group sind mit 37 Prozent im Vergleich zum SPI stärker gewichtet. Novartis, Roche und Nestlé machen je 15 Prozent aus. Die einzelnen Aktien im Index werden alle drei Monate neu gewichtet. Der SPI Select Dividend 20 eignet sich für Anleger, die stabile Dividendenerträge suchen.
MSCI Switzerland
Neben der Schweizer Börse Six berechnet auch der US-amerikanische Finanzdienstleister MSCI einen vielbeachteten Schweizer Aktienmarktbarometer – den MSCI Switzerland. 45 Aktien grosser und mittlerer Unternehmen sind im Index enthalten. Schwergewichte sind Nestlé (16,1 %), Roche (13,6 %) und Novartis (13,1 %). Bei der Sektorengewichtung liegt die Gesundheit mit 36 Prozent an der Spitze. Konsumgüter und Finanzen teilen sich den zweiten Platz mit je 18 Prozent. Die Sektoren Industrie und Grundmaterialien sind mit je rund 10 Prozent vertreten.
Von den sieben Indizes entwickelte sich der SPI Select Dividend 20 über die letzten zehn Jahre mit Abstand am besten. Er ist zurzeit mit 130,89 Prozent im Plus. Dieser enorme Kurszuwachs geht auch auf die ertragsstarken Titel im Index zurück. Dividendenzahlungen wurden bei der Indexberechnung berücksichtigt (Total Return). Am bescheidensten ist die Kursentwicklung des MSCI Switzerland mit 72,17 Prozent. Der SPI verzeichnete ein Plus von 90,62 Prozent, der SMI eines von 95,11.
Tipps: Wer einen Indexfonds kaufen will, der einen Schweizer Aktienindex nachbildet, sollte sich vorher nicht nur die Kursentwicklung ansehen. Von Bedeutung ist auch die langfristige Volatilität eines Index. Eine höhere Volatilität bringt stärkere Kursschwankungen mit sich und somit ein höheres Risiko. Wichtig ist es auch, Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Solche passieren leicht, wenn Anleger Produkte verschiedener Schweizer Aktienindizes kombinieren. So kann im Portfolio ein Übergewicht einzelner Sektoren oder Aktien entstehen. Einige Kombinationen können aber durchaus sinnvoll sein – beispielsweise SMI und SMIM. Mit diesen beiden Indizes kann ein Anleger in alle 50 grossen und mittelgrossen Schweizer Unternehmen investieren.