Altersvorsorge, Versicherungen und Wertschriftendepots: Viele Anleger streuen ihr Vermögen breit – wissen aber nicht genau, wie es investiert ist. Deshalb sollten sie ein- bis zweimal im Jahr eine Bestandesaufnahme ihres Vermögens machen – und wenn nötig umschichten. Anleger sollten beispielsweise wissen, wie hoch die Anteile der verschiedenen Anlageklassen (liquide Mittel, Obligationen, Aktien usw.) und Fremdwährungen an ihrem Gesamtvermögen sind und wie sich die Aktien auf Schweizer und ausländische Titel verteilen.
Bei Fonds sehen Anleger oft nicht genau, was drin ist
Banken schicken ihren Kunden regelmässig Auszüge des Wertschriftendepots, um ihnen einen Überblick über darin enthaltene Wertpapiere zu geben. Einzeltitel sind mit Namen aufgelistet. So sehen die Anleger, worum es sich handelt. Doch sobald Fonds und andere Produkte im Spiel sind, bleiben die Auszüge oft an der Oberfläche. Die Anleger sehen nicht genau, was effektiv drin ist. Beispiel: der Swisscanto (CH) Portfolio Fund Valca. Das Wort Portfolio deutet darauf hin, dass der Fonds das Geld auf verschiedene Anlagen verteilt. Wie genau, bleibt offen.
Die Depotauszüge sind manchmal regelrecht irreführend. Etwa, wenn sie einen Fonds als Anlage in Franken auflisten, weil sein Kauf und Verkauf in Franken erfolgt – dabei aber ausschliesslich in ausländischen Titeln und Währungen investiert ist.
Heute sind viel mehr Informationen über Fonds und andere Finanzprodukte verfügbar als früher. Anleger sollten sich das zunutze machen. Es kann schon zu Aha-Erlebnissen führen, wenn sie die Faktenblätter – auch Factsheets oder Termsheets genannt – näher anschauen. Man findet diese auf den Websites der Finanzinstitute oder über eine Internet-Suchmaschine. Wer nicht ins Internet gehen will, erhält die Unterlagen bei den Bank- und Finanzberatern.
Was in den Depotauszügen erscheint, stellt ohnehin nicht das ganze Vermögen eines Anlegers dar. Man sollte diese Geldanlagen immer im Zusammenhang des Gesamtvermögens sehen. Wenn jemand nur Aktien im Depot hat, scheint er eine aggressive Strategie zu verfolgen. Das relativiert sich jedoch, wenn der Depotwert nur zehn Prozent des Gesamtvermögens ausmacht.
Anleger können sich für eine sinnvolle Analyse ihres Vermögens die folgenden drei Fragen stellen:
Erstens: Wie ist mein Geld prozentual auf die verschiedenen Anlageklassen verteilt? Die gängigen Anlagekategorien sind: liquide Mittel, Kassenobligationen/Fest- und Termingeld, Obligationen und andere Festverzinsliche, Immobilien, Aktien, Edelmetalle. Was sich nicht in diese sechs Anlageklassen einteilen lässt, kann man unter Diverses zusammenfassen.
Jede Anlageklasse weist ihre besonderen Merkmale auf. Ein Merkmal ist zum Beispiel, ob eine Anlage jederzeit verlustfrei zur Verfügung steht. Ein anderes die Stärke der Wertschwankungen und ein weiteres das Verhalten in Krisen.
Zweitens: Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Fremdwährungen am Vermögen? Währungen schwanken manchmal stark. Um nicht auf dem falschen Fuss erwischt zu werden, sollte man einen Grossteil des Vermögens in der Heimwährung liegen haben – dort, wo die meisten Ausgaben anfallen.
Drittens: Wie verteilen sich die eigenen Aktien prozentual auf in- und ausländische Titel? Aktienmärkte entwickeln sich nicht gleichläufig. Deshalb gilt auch hier: Nicht alle Eier in den gleichen Korb legen.
Wie geht man bei einer solchen Bestandesaufnahme des Vermögens vor? Eine Möglichkeit: Man machts ganz einfach mit Stift und Papierblock oder -heft. Auf den ersten ein, zwei Blättern listet man die Vermögenswerte auf: Bankkonten und alle übrigen Werte. Falls vorhanden: Gebundene Vorsorge (Säule 3a), Wohneigentum, Versicherungsprodukte mit Geldanlagen, Fonds usw. Die Steuererklärung mit dem Wertschriftenverzeichnis hilft, nichts zu vergessen. Überall setzt man die aktuellen Frankenwerte ein (Fremdwährungen umrechnen). Auf ein, zwei weiteren Blättern ordnet man die Vermögenswerte den Anlageklassen zu. Dabei gibt es Werte, die einer einzigen Anlageklasse zuzurechnen sind. So gehören Bankkonten zu den liquiden Mitteln. Doch andere Positionen müssen aufgesplittet werden – gemäss den Faktenblättern oder anderen Unterlagen. Beispielsweise Mischfonds, die Obligationen, Aktien und Anderes enthalten.
Auf ein, zwei weiteren Blättern erfolgt die Währungsaufteilung. Auch hier kann es entweder reine Franken- oder Fremdwährungswerte geben. Und andererseits gemischte, die gemäss Unterlagen zerlegt werden müssen. Analog erfolgt dann die Gliederung bei den Aktien in in- und ausländische Titel.
Bequemer als mit Stift und Papier lässt sich eine Bestandesaufnahme mit Internet und dem Computerprogramm Excel erstellen. K-Geld hat eine Excel-Mappe gestaltet – gratis zum Herunterladen auf Kgeld.ch/meinvermoegen. Der grosse Vorteil: Haben die Anleger mal Position um Position eingetragen, erscheinen die prozentualen Aufteilungen automatisch. Sie können auch Varianten schnell beurteilen – also welche Folgen es hätte, wenn sie zum Beispiel Geld von einem Bankkonto nähmen und in einen bestimmten Fonds stecken würden.
Das sollten Sie bei der Analyse beachten
1. Fonds und andere Produkte, bei denen unklar ist, wie das Geld investiert ist, sollten Sie meiden.
2. Manchmal weisen die Produktunterlagen nicht genau das aus, was man wissen will. Oder vielleicht versteht man etwas nicht. Scheuen Sie sich nicht, bei Ihrer Bank oder den Produktherausgebern nachzufragen.
3. Konten der gebundenen Vorsorge sind zwar auch Bankkonten. Man kann aber über das Geld nicht verfügen wie bei Bankkonten. Sie sind also keine liquiden Mittel. Deshalb sollte man sie bei den Anlageklassen nicht den liquiden Mitteln zuschlagen, sondern dem «Diversen».
4. Fonds halten oft einen Teil des Geldes als liquide Mittel. Aus Sicht des Fonds ist die Bezeichnung richtig. Für die Anleger stellen sie aber keine liquiden Mittel dar. Sie sind deshalb bei den Anlageklassen auch «Diversen» zuzuordnen.