Viele Anleger haben börsengehandelte Indexfonds im Depot. Mit solchen Exchange Traded Funds (kurz: ETFs) nehmen sie kostengünstig an der Wertsteigerung eines Index teil. Ein solcher zeigt die Preisentwicklung von Wertpapieren einer Kategorie oder Anlageklasse. Der Swiss Performance Index (SPI) etwa wird aus dem Durchschnitt von rund 220 Schweizer Aktiengesellschaften berechnet.
Wie kann ein Fonds einen Index korrekt abbilden? Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
Physischer Fonds: Besitzt die Indexaktien
Im Faktenblatt des iShares Core SPI ETF steht «Produktstruktur: physisch». Das heisst: Die Fondsverwaltung kauft Aktien, die im SPI zusammengefasst sind – und zwar in der gleichen Gewichtung. 22 Prozent des Fondsvermögens sind dementsprechend in Nestlé-Aktien investiert, 16 Prozent in Roche, 14 Prozent in Novartis und so fort.
Im Faktenblatt des iShares-ETF ist zudem vermerkt: «Methodik: Optimierung». Das heisst: Die Fondsleitung kauft nicht sämtliche 220 im SPI vertretenen Aktien, sondern nur die Titel der 130 grössten Unternehmen. Um Transaktionskosten einzusparen, verzichtet der Fonds auf die Aktien von Kleinstfirmen, die im Index fast kein Gewicht haben. Trotzdem kann iShares die Wertentwicklung des SPI sehr genau kopieren.
Synthetischer Fonds: Besitzt keine Indexaktien
Im Faktenblatt des ComStage SPI ETF etwa steht «indirekte Replikationsmethode». Indirekt bedeutet in diesem Fall: Der Fonds besitzt keine SPI-Aktien, sondern andere Wertpapiere. Dieses sogenannte Trägerportfolio besteht aus 20 US-Aktien und den Papieren des niederländisch-britischen Verbrauchsgüterkonzerns Unilever.
Die Nachbildung (Replikation) des SPI erfolgt nun durch ein Tauschgeschäft. Deshalb steht im Faktenblatt der Hinweis «Swap-basiert». Das englische Verb «to swap» bedeutet tauschen. Und so funktioniert der Tausch: Die Fondsgesellschaft Lyxor führt die Marke ComStage und gehört zur französischen Bank Société Générale. Lyxor schliesst mit der Investmentbank Goldman Sachs einen Vertrag ab. Darin ist vereinbart, dass Goldman Sachs der Fondsgesellschaft die Wertentwicklung des SPI garantiert. Im Gegenzug verpfändet Lyxor das erwähnte Trägerportfolio. Das Fondsvermögen beträgt rund 30 Millionen Franken. Wenn nun die Aktien im Trägerportfolio um 1 Prozent steigen, die SPI-Aktien aber um 2 Prozent zulegen, zahlt Goldman Sachs die Differenz an Lyxor. In diesem Fall beträgt die Differenz 1 Prozent des Fondsvermögens oder 300 000 Franken. So fliesst an jedem Handelstag eine Ausgleichszahlung. Damit kann das Fondshaus seinen Kunden – also den Inhabern der Comstage-Fondsanteile – die Wertsteigerung garantieren. Auch diese Methode ermöglicht eine exakte Kopie der Kursentwicklung des Index – aber der Fonds kann Kosten sparen.
Synthetische Fonds sind riskanter
Swap-Partner Goldman Sachs ist für Anleger aber ein Risiko. Ist die Bank zahlungsunfähig, wie die Bank Lehman Brothers während der Bankenkrise im Jahr 2008, erhält der Fonds die Differenz nicht mehr und kann die Wertentwicklung des SPI nicht mehr abbilden.
René Stiefelmeyer vom auf ETFs spezialisierten Vermögensverwalter Hinder Asset Management hält wenig von solchen Tauschgeschäften: «Aus Anlegersicht ist es nicht nötig, solche Risiken einzugehen», sagt er. Seine Firma setze in den Portfolios keine synthetischen ETFs ein. Zwar sei es noch nie zu einem Ausfall gekommen, aber: «Wir wollen effektiv in die im Index enthaltenen Titel investieren.»
Tipp: Kaufen Sie nur Fonds, welche die Aktien des entsprechenden Index tatsächlich besitzen. Oft sind diese sogar günstiger als synthetische Produkte. So liegt die Gesamtkostenquote (TER) des SPI-Fonds von iShares bei nur 0,1 Prozent. Das auf Tauschgeschäften basierende Produkt von Lyxor ist mit 0,4 Prozent vier Mal so teuer.