Eine Familie erbt eine kleine Bildersammlung. Aufhängen will sie die Ölbilder und Aquarelle nicht. Doch wäre sonst jemand an den Werken interessiert und bereit, etwas dafür zu zahlen? K-Geld machte die Probe aufs Exempel und versuchte, fünf gerahmte Originalbilder von regional bekannten Schweizer Künstlern zu verkaufen (Beispiel siehe Bild unten).
Eine erste Beurteilung, ob die Bilder gut verkäuflich oder gar ein kleines Vermögen wert sind, erhält man am einfachsten bei Auktionshäusern. Diese decken in der Regel viele Kunstepochen und -stile ab und haben Zugriff auf umfangreiche Datenbanken verkaufter Werke. Es genügt, gute Fotos vom Kunstwerk per E-Mail zu verschicken, versehen mit Angaben zum Künstler und zum Sujet des Bildes, zu Material, Technik, Grösse, Zustand und Herkunft. Adressen von Auktionshäusern, die gratis eine Beurteilung des Bildes vornehmen, finden sich im Internet, etwa auf der Plattform Auktionatoren.ch.
«Kunst ohne Wiederverkaufswert»
K-Geld sandte Fotos der fünf Bilder und die Informationen dazu an sieben Auktionshäuser. Vier von ihnen antworteten – und waren sich einig: Keines der fünf Bilder ist so wertvoll, dass es sich lohnen würde, es über ein Auktionshaus zu verkaufen. Saskia Olsson von Beurret & Bailly Auktionen Galerie Widmer in Basel schrieb: «Die Nachfrage nach Bildern dieser Art ist relativ tief. Wir würden die Objekte zur dekorativen Kunst ohne Wiederverkaufswert zählen.» Dobiaschofsky Auktionen in Bern findet, die angebotenen Objekte seien «zurzeit nicht sehr gesucht und daher schwer verkäuflich».
Welche Art von Bildern ist am ehesten gefragt? Entscheidend ist für die Auktionshäuser laut Sander Jongbloed vom Auktionshaus Zofingen, ob sich ein Künstler einen Namen gemacht hat. Die Qualität der Werke zähle weniger. Ausnahmen gemacht würden nur bei historisch und qualitativ hochwertigen Bildern. Die Auktionshäuser orientieren sich an Datenbanken wie Artprice.com oder Artnet.com, um die Bekanntheit eines Künstlers und den potenziellen Wert eines Werkes einzuschätzen. Dort sind Tausende verkaufter Werke und deren Preise zu finden. Die meisten Daten sind nur mit einem teuren Abonnement verfügbar.
Ab einem Schätzwert von etwa 1000 Franken werden einzelne Bilder für ein Auktionshaus interessant. Vorher rechneten sich Aufwand und Ertrag für Einlieferer und Auktionshaus kaum, sagt Sander Jongbloed. Das Auktionshaus Zofingen verlangt für den Verkauf eines Werkes eine Bearbeitungsgebühr von 20 Franken plus eine Kommission von bis zu 20 Prozent. Bei Beurret & Bailly Auktionen Galerie Widmer beträgt die Gebühr für eine Aufnahme in den Katalog 50 bis 250 Franken. Hinzu kommt eine Kommission von bis zu 15 Prozent. Beide Auktionshäuser sagen, dass sie bei der Übernahme eines umfangreicheren Bildernachlasses mit einzelnen wertvollen Werken auch preisgünstigere Bilder akzeptieren.
«Mit viel Geld kann man nicht rechnen»
Im Fall von K-Geld empfehlen die Auktionshäuser, die angebotenen Bilder privat zu verkaufen – also über Antiquitätenhändler, Brockenhäuser oder Internetportale wie die Kunstplattform Artago.ch oder allgemeine Marktplätze wie Tutti.ch, Anibis.ch, Ricardo.ch oder Ebay.
Philippe Gasser führt in Basel einen Brocante-Laden mit Antiquitäten. Er kauft Privaten regelmässig Bilder ab. Für eine Erstbeurteilung genügen auch hier Fotos. Marcel Maulaz aus Wallisellen ZH kauft und verkauft seit vielen Jahren übers Internet Gemälde alter Meister. Er weiss: «Mit viel Geld kann man da nicht rechnen. Es besteht ein Überangebot.»
Tatsächlich finden sich allein bei Ricardo.ch unter der Kategorie «Malerei und Grafiken» über 30000 Objekte. Maulaz empfiehlt, zuerst ein Gratis-Kleininserat auf Tutti.ch zu schalten und die eigene Preisvorstellung oder «Preis verhandelbar» anzugeben. Gehen die Bilder auf Tutti.ch nicht weg, kann man auf den kostenpflichtigen Auktionsplattformen Ricardo.ch oder Ebay.ch einen weiteren Versuch starten. Laut Maulaz sollten Verkäufer aber vermeiden, ein Bild zu bloss 1 Franken oder einem ähnlich tiefen Anfangspreis auf die Plattform zu stellen. Sonst riskiere man, dass das Werk tatsächlich zu diesem Preis weggehe.