Auf den Wirtschaftsseiten von Tageszeitungen sind aktuelle Frankenpreise für Euro- und Dollar-Wechsel zu finden. Wer in einem Euro-Land mit der Karte etwas einkauft oder einen Fonds in einer Fremdwährung kauft, sieht auf der Abrechnung aber eine höhere Belastung in Franken. Grund: Beim Kurs in den Zeitungen handelt es sich um den Interbankenkurs. Das ist der Kurs, zu dem Finanzinstitute untereinander mit Währungen handeln. Die Banken rechnen gegenüber ihren Kunden aber mit einem anderen Wechselkurs. Sie schlagen eine Marge obendrauf.
Oft ist dieser Zuschlag der Banken den Kunden nicht bekannt.Ganz auf Transparenz setzt dagegen die Banken-App Yuh für Konten bei Swissquote. Yuh belastet den Kunden bei jedem Wechsel von Schweizer Franken in Hauptwährungen wie Euro oder Dollar den Interbankenkurs plus einen Aufschlag von 0,95 Prozent des gewechselten Betrags.
K-Geld wollte von sieben grossen Banken, drei Kreditkartenfirmen und zwei Neobanken wissen: Wie hoch ist der prozentuale Aufschlag auf den Euro-Interbankenkurs bei den Wechselkursen, die sie den Kunden belasten? Ausgangspunkt ist der Kauf von maximal 5000 Euro. Bei höheren Beträgen gilt oft eine kleinere Marge. K-Geld fragte nach den Aufschlägen bei Zahlungen mit Debit- und Standardkreditkarten, beim Kauf von Wertpapieren sowie bei Banküberweisungen ins Ausland.
Nur wenige Finanzinstitute legten ihre Aufschläge offen. Verschiedene Banken argumentierten, eine fixe Prozentangabe des Aufschlags sei nicht möglich. Man stütze sich bei der Festlegung des Kundenwechselkurses nicht nur auf den Interbankenkurs, sondern auch auf andere Kriterien.
Um doch noch zu vergleichbaren Interbankenaufschlägen zu kommen, bat K-Geld die Finanzinstitute, die Euro-Kurse mitzuteilen, die sie ihren Kunden für die Bankarbeitstage vom 8. bis 17. Januar 2024 belastet hatten. Diese Kundenkurse wurden beim Vergleich den Devisenkursen gegenübergestellt, die der «Tages-Anzeiger» abgedruckt hatte. Daraus berechnete K-Geld eine durchschnittliche Marge. Gleich ging K-Geld bei den im Internet aufgeschalteten Kursen vor (Neon, Swisscard, ZKB).
Neon bei Einkauf mit Debitkarte am günstigsten
Raiffeisen und die Basler Kantonalbank verweigerten Angaben für gewisse Geschäftsfelder. Raiffeisen begründet das unter anderem damit, dass die Wechselkurse zeitlich variieren würden und teilweise von den einzelnen eigenständigen Raiffeisenbanken bestimmt würden. Und die Basler Kantonalbank hält fest: «Aus geschäftspolitischen Gründen legen wir die Margensituation einzelner Geschäftsaktivitäten nicht offen.»
Resultat des Vergleichs der Angaben der Banken: Bei Einkäufen mit einer Debitkarte in einem Euro-Land sind die zwei Banken, die über eine Handy-App zugänglich sind, sehr günstig. Bei Neon beträgt die durchschnittliche Marge auf Einkäufe in Euro-Ländern mit Debitkarte 0,2 Prozent, bei Yuh 0,95 Prozent. Teuer ist die UBS: Sie berechnet einen Aufschlag von 1,7 Prozent auf den Interbankenkurs. Dazu kommt eine Gebühr von 2 Prozent auf den gewechselten Betrag. Konkret: Ein Einkauf in der Höhe von 100 Euro kostet mit der Debitkarte von Neon Fr. 94.81, mit der Debitkarte der UBS Fr. 98.15 – eine Differenz von Fr. 3.34 oder 3,5 Prozent.
Bei einem Einkauf von 100 Euro mit einer Kreditkarte langten alle Banken gehörig zu. Hier kommen zu den Aufschlägen auf den Interbankenkurs in der Regel prozentuale Fremdwährungsgebühren. Am stärksten bedient sich Swisscard: Bei den Cashback-Kreditkarten ohne Jahresgebühr (Cashback: Bonusprogramm, bei dem 0,25 Prozent der Zahlungen Ende Jahr gutgeschrieben werden) liegt der Wechselkursaufschlag mit 1,63 Prozent noch im normalen Bereich, Swisscard streicht aber noch eine Bearbeitungsgebühr von 2,5 Prozent ein.
So müssen Kunden für den Einkauf von 100 Euro mit der Cashback-Kreditkarte Fr. 98.57 bezahlen. Am günstigsten im Vergleich ist die Cumulus-Kreditkarte der Migros-Bank. Bei dieser Karte ohne Jahresgebühr kostet der Einkauf Fr. 97.50. Die Migros-Bank schlägt mit durchschnittlich 3,04 Prozent zwar am meisten auf den Interbankenkurs, verlangte aber keine Fremdwährungsgebühren. Die Zürcher Finanzdienstleisterin Viseca liefert die Wechselkurse für die Kantonalbanken. Deshalb sind bei diesen Banken die Aufschläge auf Interbankenkurse einheitlich.
Beim Kauf von Wertschriften, die in Euro gehandelt werden, verzichten die Banken beim Währungswechsel auf Extragebühren und begnügen sich mit der Marge auf den Interbankenkurs. Bei Yuh beträgt diese 0,95 Prozent, bei der Luzerner Kantonalbank 2 Prozent. Ein Spezialfall ist Neon: Hier ist der Wechselkurs von 0,5 Prozent in der Handelsgebühr von 1 Prozent eingeschlossen. Somit ist Neon für Kunden am günstigsten.
Wechselkurskosten senken Ertrag von Wertschriften
Selbstverständlich sind beim Anlegen auch Depotgebühren und Courtagen wichtige Kostenfaktoren. Dennoch sollte man bei einem international diversifizierten Portfolio auch die Wechselkurskosten beachten. Differenzen von 1 Prozent und mehr müssen erst wieder an der Börse verdient werden. Für Euro-Überweisungen zulasten eines Franken-Kontos gelten bei den meisten Banken grundsätzlich dieselben Aufschläge wie im Wertpapierhandel. Allenfalls kommen Überweisungsgebühren dazu.
So verlangt die UBS pro Sepa-Zahlung 30 Rappen, Raiffeisen 1 Franken. Neon arbeitet bei Internetgeldtransfers mit dem Londoner Unternehmen Wise zusammen (früher: Transferwise). Wise verlangt eine betragsabhängige Marge auf den Interbankenkurs. Bei einer Überweisung von 1000 Euro sind das 0,54 Prozent. Darauf schlägt Neon 0,4 Prozent. So ist Neon wieder am günstigsten.
Fazit: Die Margen beim Währungswechsel unterscheiden sich stark. Wer mehrere Bankkarten oder -verbindungen hat, sollte die Kurse und die gesamten Kosten der Transaktionen unbedingt vergleichen und die jeweils günstigste Variante wählen.
Unvorteilhafter Notenkurs
Banken unterscheiden bei Fremdwährungen zwischen Noten- und Devisenkurs. Bezieht man am Schalter Bargeld in einer Fremdwährung oder lässt man es sich nach Hause liefern, kommt der Notenverkaufskurs zur Anwendung. Das ist in der Regel auch bei Euro-Bezügen an Bancomaten in der Schweiz der Fall. Bei Geldbezügen an Bancomaten im Ausland dagegen kommt fast immer der Devisenverkaufskurs zum Tragen. Das Gleiche gilt bei Einkäufen mit Karte im Ausland, bei Überweisungen via Bankkonto und bei Wertschriftentransaktionen. Der Notenverkaufskurs ist höher als der Devisenverkaufskurs. Das heisst: Für die Kunden ist der Devisenkurs vorteilhafter.