Ein K-Geld-Leser aus Schaffhausen hatte Anfang Juli 2013 Anteile des Swisscanto Portfolio Fund Dynamic 0-50 gekauft. Und zwar zum Kurs von Fr. 109.72. «Seither ging es nur noch bergab», schreibt er K-Geld. Ende Dezember 2016 notierte der Fonds bei Fr. 99.35 – für den Leser ein Minus von rund 10 Prozent. Verständlich, dass er verunsichert ist. Er fragt: «Wie soll ich reagieren? Den Fonds behalten oder das Geld anderweitig investieren?»
Wie der Schaffhauser fragen sich viele Anleger, was von Fonds zu halten ist, die sie in ihrem Depot haben. Andere möchten wissen, wie gut ein Fonds tatsächlich ist, den ein Bankberater, ein Inserat oder ein Presseartikel zum Kauf empfiehlt.
Tipp 1: Faktenblätter konsultieren
Wenn Sie Fonds kaufen wollen, konsultieren Sie zunächst das Faktenblatt und die Wesentlichen Anlegerinformationen. Sie werden oft auch Monatsbericht bzw. KIID genannt.
Die zwei Dokumente legen offen, in welche Anlagen ein Fonds das Geld steckt und wie hoch die Renditen in den zurückliegenden Jahren waren. Genannt sind auch die Kosten, die ihm belastet werden, sowie zumindest ein Teil der Risiken, die er eingeht. Wo man diese Unterlagen bezieht, steht im Kasten rechts aussen.
Tipp 2: «Junge» Fonds meiden
Im Faktenblatt steht zudem das Datum der Fonds-Lancierung – eine ganz wichtige Information. Denn ein «junger» Fonds kann noch keinen aufschlussreichen Leistungsausweis liefern.
Ein Fonds sollte bereits gute und schlechte Zeiten durchlaufen haben. Idealerweise ist er seit mindestens 2007 auf dem Markt. Dann ist die Bankenkrise, die Mitte 2007 begann und im Frühjahr 2009 den Börsentiefpunkt erreichte, mit drin. Meiden Sie Fonds, die nur wenige Jahre oder sogar Monate alt sind. Wenn Sie trotzdem auf einen jungen Fonds setzen möchten, dann nur als kleine Beimischung.
Eine Ausnahme zu dieser Regel sind neue Indexfonds, die einem «altbekannten» Index folgen, wie zum Beispiel dem Schweizer Aktienindex SPI. Da kann man den Index in Suchmaschinen eingeben und zurückverfolgen.
In den Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) müssen die erzielten Renditen für jedes der letzten zehn Jahre stehen – sofern der Fonds so alt ist. Die Renditen berücksichtigen sowohl Kursveränderungen wie Ausschüttungen. Die Faktenblätter beschränken sich hingegen meist auf die letzten fünf oder drei Jahre. Dafür vergleichen sie in der Regel die Rendite mit einer Benchmark. Das ist eine Art Zielrendite – eine Messlatte, die sich der Fonds selber vorgibt.
Tipp 3: Rendite mit Benchmark vergleichen
Vergleichen Sie die ausgewiesene Rendite – auch Wertentwicklung oder Performance genannt – mit der Benchmark. Bei ihr handelt es sich meist um einen bekannten Index – bei Schweizer Aktienfonds zum Beispiel um den SPI. Ein Fonds kann aber auch selbst eine individuelle Messlatte fabrizieren.
Die meisten Fonds weisen einen Rückstand auf die Benchmark auf. Denn sie berücksichtigt keine Kosten, die in einem Fonds für Löhne, Mieten, Unterlagen, Kauf und Verkauf von Wertpapieren usw. anfallen. Zwar können geschickte Investitionsentscheide die Kosten wieder hereinholen oder sogar überkompensieren. Doch das gelingt auf die Länge nur den wenigsten Fondsmanagern. Oft passiert das Gegenteil: Zu den Kosten, die ohnehin schon die Rendite drücken, kommen auch noch Fehlentscheide der Fondsverwalter hinzu.
Tipp 4: Fondskosten prüfen und vergleichen
Je tiefer die Kosten, umso geringer fällt tendenziell der Rückstand der Fondsrendite auf die Benchmark aus. Betrachten Sie deshalb die Kosten als eines der wichtigsten Prüfkriterien. Auch bei Fonds mit einem guten Leistungsausweis sind die Kosten eine Hypothek für die Zukunft. Denn es ist offen, ob die Fondsverwalter künftig gleich geschickt sein werden wie in der Vergangenheit – die Kosten werden aber mit Sicherheit anfallen.
Die Faktenblätter machen Kostenangaben in der Regel unter dem Kürzel TER (Total Expense Ratio). Die Wesentlichen Anlegerinformationen nennen hingegen die «laufenden Kosten». Diese enthalten oft mehr Kostenelemente als die TER. Anleger tun gut daran, sich bei Differenzen an die «laufenden Kosten» zu halten.
Ist ein Fonds teuer oder günstig? Weder Faktenblatt noch Wesentliche Anlegerinformationen ziehen Vergleiche – etwa mit Fonds des gleichen Anlagebereichs. Auch die Rendite stellen sie nicht jener ähnlicher Produkte gegenüber. Es ist aber unverzichtbar zu wissen, wie ein Fonds im Vergleich dasteht. Nur so erfährt man, ob es allenfalls vorteilhaftere Konkurrenzprodukte gibt.
Tipp 5: Fonds vergleichen – auf Morningstar.ch
Vergleichen Sie einen Fonds immer mit anderen des gleichen Anlagebereichs – auch Anlagekategorie oder Anlageklasse genannt. Das beste Vergleichsportal für Privatanleger wird von der internationalen Fonds-Analysefirma Morningstar zur Verfügung gestellt – gratis abrufbar unter www.morningstar.ch.
Ein grosser Vorteil für Schweizer Anleger: Morningstar rechnet für Fonds in Fremdwährungen die Renditen in Franken um – wie es auch K-Geld bei den Fondstabellen tut.
Gibt man auf der Hauptseite des Morningstar-Portals den Fondsnamen, die ISIN- oder Valor-Nummer ein, erscheint eine Übersicht. Sie enthält:
- den aktuellen Preis der Fondsanteile,
- die Anlagekategorie (Anlagegebiet gemäss Einstufung durch Morningstar),
- die laufenden Kosten,
- einen Chart. Er zeigt die Wertentwicklungen in den letzten fünf Jahren des Fonds, des Durchschnitts der betreffenden Anlagekategorie und der Benchmark. Letztere ist von Morningstar ausgewählt und unterscheidet sich meist von jener des Fonds. Klickt man auf «Charts erweitert», kann man sich den Vergleich der Wertentwicklung für jede beliebige Periode seit der Fonds-Lancierung grafisch anzeigen lassen. Und das Stichwort «Gesamt-Rendite» stellt den Vergleich in Tabellenform dar.
Morningstar verleiht unter «Rating und Risiko» einen bis fünf Sterne für die Leistung des Fonds und gibt dabei an, ob er stärker, schwächer oder etwa gleich schwankt wie der Kategoriendurchschnitt.
Und wie schneidet der Fonds bei den Gebühren ab? Auf der Übersichtsseite klickt man für diese Information auf die betreffende Morningstar-Kategorie und dann auf «Gebühren» und «laufende Kosten». So wird eine Ta-belle erstellt, mit welcher man Kosten vergleichen kann.
Für den am Anfang erwähnten Swisscanto-Fonds kommt man mit dem Faktenblatt, den Wesentlichen Anlegerinformationen und Morningstar zu folgendem Fazit: Es handelt sich um einen Mischfonds mit der Valorennummer 12041875, der aktiv verwaltet wird und hauptsächlich auf Obligationen und Aktien setzt. Dabei kann der Anteil der Aktien zwischen 0 und 50 Prozent schwanken.
Der Wert seiner Fondsanteile ist etwa gleich hoch wie zur Zeit seiner Lancierung Mitte Dezember 2010. Damit hat er nicht nur einen grossen Rückstand auf die Benchmark – auch vergleichbare Mischfonds haben ihn im Durchschnitt deutlich abgehängt.
An den laufenden Kosten von 1,15 Prozent pro Jahr kann es nicht liegen: Sie fallen nicht aus dem Rahmen. Ganz offensichtlich ist das Konzept dieses Fonds bisher nicht aufgegangen. Zwar ist nicht auszuschliessen, dass die Fondsverwalter mit diesem Konzept künftig erfolgreich sind – Anhaltspunkte gibt es dafür aber noch nicht. Die Zürcher Kantonalbank, der Swisscanto gehört, will sich zum Fonds nicht äussern.
Welche Fonds könnte der K-Geld-Leser aus Schaffhausen für einen Wechsel in Betracht ziehen? Oder wie kommen Anleger, die einen neuen Fonds suchen, zu einer engeren Auswahl? Auch hier hilft Morningstar. Statt auf der Hauptseite oben einen einzelnen Fonds einzugeben, klickt man auf «Tools». Dann auf «Fonds Quickrank» und «Alle Morningstar Kategorien». Nun kann man das zum eigenen Anlegerprofil passende Gebiet durch Abwärtsscrollen ansteuern.
Beispiel Kategorie «Mischfonds CHF ausgewogen»: Klicks auf «Performance» und «10J p.a.» ergeben, dass die drei folgenden, Privatanlegern direkt zugänglichen Fonds in den vergangenen zehn Jahren die höchste Wertentwicklung erzielt haben: Avadis Basis, Raiffeisen Pension Invest Futura Balanced und Pictet LPP 40. Anmerkung: Mit «I» gekennzeichnete Fonds sind für Privatanleger nur über spezielle Verträge und Mandate verfügbar.
Wie immer gilt: Von der Rendite in der Vergangenheit darf man nicht direkt auf die Zukunft schliessen. Aber ein zehnjähriger Leistungsausweis gibt einen guten Anhaltspunkt.
Tipp 6: Indexfonds im Blick behalten
Kostengünstige Indexfonds schneiden längerfristig meist besser ab als die teureren, aktiv verwalteten Fonds. Ob Sie eine Alternative zu einem Fonds in Ihrem Besitz oder ein neues Investment suchen – schauen Sie sich immer auch die Indexfonds an.
Auch hier hilft Morningstar.ch: Auf «Tools» und dann auf «ETF Quickrank» klicken. Index-Mischfonds sucht man hier allerdings vergebens. Denn diese gibt es nur im Vorsorgebereich.
Fonds: Wo man im Internet zu den Infos kommt
Anleger können Fondsunterlagen wie Faktenblätter, Wesentliche Anlegerinformationen und Jahresberichte bei ihrer Hausbank beziehen. Die grossen Fondshäuser unterhalten zudem für jedermann zugängliche, gut ausgebaute Informationsportale mit Renditecharts im Internet:
Fundlab.credit-suisse.com: Deckt nicht nur hauseigene, sondern auch Fonds zahlreicher anderer Anbieter ab.
Products.swisscanto.com: Diese Website für private Anleger zeigt nur hauseigene Fonds.
UBS-Fondsportal: Mit dem Suchbegriff «ubs fund gate» kommen Sie zum UBS-Portal, das die hauseigenen Fonds zeigt.
Neutrale Informationsportale:
www.fundinfo.com und www.etfinfo.com: «Privatanleger Schweiz» auswählen. Grosses Angebot an Fondsunterlagen. Für Fondsvergleiche mit Charts auf «Erweiterte Suche» klicken.
www.morningstar.ch: Die internationale Fondsanalyse-Firma ist die erste Adresse für Fondsvergleiche (Rendite, Gebühren, Risiken). Mit Charts, aber ohne Fondsunterlagen.