Eine wichtige Kennzahl bei Aktien ist die Dividendenrendite. Sie bezeichnet das Verhältnis der Dividende – also der jährlichen Gewinnausschüttung – zum Kurs einer Aktie. Liegt der Kurs bei 100 Franken und zahlt das Unternehmen 3 Franken Dividende aus, beläuft sich die Dividendenrendite auf 3 Prozent. Aktuell beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der über 200 an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen etwa 2,8 Prozent.
Der Dividendenertrag ist ein attraktiver Zustupf zum Lohn oder zur Rente
An attraktiven Dividenden sind vor allem Anleger interessiert, die Vermögen aufgebaut oder geerbt haben und nun mit dem Ertrag einen Teil ihrer Ausgaben bestreiten wollen – zum Beispiel als Ergänzung zum Lohn, bei einer Frühpensionierung oder als Zustupf zu AHV- und Pensionskassenrenten.
Sparkonten und Obligationen werfen zurzeit fast keine Zinsen mehr ab und sind daher für viele unattraktiv geworden. Doch sind Dividenden ein guter Ersatz? Betrachtet man die jüngere Vergangenheit, fällt die Antwort positiv aus. Nach 2011 schütteten die an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen Jahr für Jahr mehr Dividenden aus. Das schlug sich auch im UBS 100 Index-Fund Switzer land nieder – einem Fonds, der ein gutes Abbild des Schweizer Aktienmarkts ist. Konnte er für 2011 rund 66 Franken pro Anteil auszahlen, war es für 2018 mit 133 Franken rund das Doppelte. Zudem lag der Kurs eines Fondsanteils Ende 2018 markant höher als 2011 (siehe Grafik 1 im PDF).
Von 1989 bis 2004 wuchsen die Dividenden insgesamt moderat – auch weniger stark als die Kurse. Seither passierte genau das Gegenteil, die Dividenden schnellten förmlich in die Höhe. Der Grund: Die Unternehmen hätten ihre Ausschüttungspolitik geändert, sagt Andreas Homberger, Leiter Research bei Hinder Asset Management. «Sie behalten weniger Geld zurück für Investitionen und Reserven und schütten einen höheren Anteil des Gewinns aus – in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen.» Offensichtlich fänden die Unternehmen nicht mehr so viele Investitionsmöglichkeiten.
Es ist offen, ob Aktionäre weiterhin mit Dividenden verwöhnt werden
Den Dividenden wird nachgesagt, dass sie weniger schwanken als die Kurse. Auch das macht sie für Anleger attraktiv. Im vergangenen Jahr bewahrheitete sich das. Während die Schweizer Aktien im Durchschnitt gegen zehn Prozent einbüssten, nahmen die Ausschüttungen noch zu. Und bei der schweren Immobilien- und Bankenkrise 2007 bis 2009 bekamen die Dividenden nur einen relativ kleinen Dämpfer ab, während die Aktienkurse einbrachen.
Firmenchefs versuchen, Dividendenkürzungen zu vermeiden, weil sie damit die Aktionäre vergraulen. Allerdings ist darauf kein Verlass. Auch die Dividenden können stark schwanken. Seit 1990 stiegen sie zwar 21 Mal. Sie gaben aber auch achtmal nach. 2001 und 2002 brachen sie total um mehr als die Hälfte ein (siehe Grafik 2 im PDF).
Von der Vergangenheit lässt sich nicht direkt auf die Zukunft schliessen. Es ist offen, ob Aktionäre weiterhin mit Dividenden verwöhnt werden wie in den vergangenen Jahren, oder ob sie starke Einbrüche verkraften müssen wie in den Jahren 2001 und 2002. Aktien und ihre Dividenden sind viel schwankungsanfälliger als Sparkonten und Obligationen – auf die Länge aber vorteilhafter.
Tipps: Klumpenrisiken vermeiden
Einzeltitel oder Fonds? Wer auf Einzeltitel setzt, erhält die Dividenden abzüglich der rückforderbaren Verrechnungssteuer vollumfänglich ausbezahlt. Fonds bestreiten aus den Dividenden zunächst ihre Kosten und schütten nur die Nettoeinnahmen aus – ebenfalls abzüglich der Verrechnungssteuer. Da bleibt von den Dividenden für die Anleger weniger übrig.
Der Wandel von der Dividendenperle zu einem Unternehmen, das die Dividenden stark oder ganz zusammenstreicht, geht manchmal schnell. Beispiele dafür sind die Swiss Life/Rentenanstalt 2001 bis 2003 oder die Swiss Re 2009. Zur Vermeidung von Klumpenrisiken sollte man nie die ganze Anlagesumme nur in wenige Titel stecken.
Fonds haben den Vorteil, dass sie viele Einzeltitel enthalten. Mit ihnen können Anleger schon mit kleinen Beträgen Risiken streuen. Es gibt Indexfonds, die dank tiefen internen Kosten fast die gesamten eingenommenen Dividenden ausschütten. Beispiele für Schweizer Aktien: iShares Core SPI (Kosten 0,1 Prozent); UBS ETF SPI (0,15 Prozent).
Aktien mit überdurchschnittlichen Dividenden rentierten in der Vergangenheit langfristig besser als der breite Aktienmarkt. Es gab aber immer auch Perioden mit tieferen Erträgen. Zu bedenken ist ferner: Heute ist der Gesamtmarkt eine Dividendenperle. Mit kostengünstigen Indexfonds auf Schweizer Aktien kommt man auf eine Dividendenrendite von etwa 2,7 Prozent.
Stichwort: Dividende
Die Dividende ist der Teil des Reingewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre auszahlt. Oft sind aber unter diesem Begriff auch steuerfreie Ausschüttungen aus Kapitalreserven mitgemeint.