K-Geld-Leser Reto Dünki (Name geändert) aus Ueken AG schloss bei der Versicherung Generali im Jahr 2004 eine gebundene Vorsorgepolice ab. Sie kombiniert einen Risikoteil (Lebensversicherung) mit einem Sparteil (Vorsorge in der Säule 3a). Diese Police hatte ihm seinerzeit der Vermittler AWD, heute Swiss Life Select, verkauft.
Im August erhielt Reto Dünki Post von der Generali. Darin heisst es: «In den letzten Jahren haben sich das Marktumfeld sowie die geopolitische Situation stark verändert.» Falls Dünki sich nicht melde, werde man deshalb seinen Anlageplan «Risk Control 30» durch einen neuen Anlageplan namens «Lifecycle Fund 4» ersetzen. Der neue Anlageplan enthalte ausschliesslich den Fonds «Generali Lifecycle Fund 4». Dieser werde «aktiv von erfahrenen Vermögensverwaltern bewirtschaftet».
Reto Dünki ist kein Einzelfall. Bei K-Geld meldeten sich viele Kunden, die von Generali ähnliche Schreiben erhielten. Der Versicherer kündigt den Kunden darin an, dass der Wechsel zum neuen Anlageplan automatisch erfolge, sofern sie sich nicht melden würden.
Bei Dünkis Police wurden die Fonds von Generali bereits zum zweiten Mal ausgewechselt. Wegen ungenügender Rendite erfolgte 2015 der Wechsel in den Anlageplan «Risk Control 30». Die vier Generali-Fonds, die dieser Anlageplan umfasst, wiesen ebenfalls miserable Renditen aus. In den vergangenen fünf Jahren erzielte Generali mit diesen Fonds eine Performance von minus 5,27 Prozent sowie von minus 11,21, minus 8,26 und minus 8,16 Prozent. Die jährlichen Gesamtkosten (TER) waren bei allen vier Fonds mit je mindestens 1 Prozent konstant hoch.
Auch der neue Anlageplan setzt auf Obligationen
Insgesamt erwirtschafteten die Vermögensverwalter von Generali seit 2004 für Dünki eine Rendite von mickrigen 0,3 Prozent. Das ist nicht verwunderlich, denn in den Fonds liegen mehrheitlich Obligationen und nicht Aktien. In Zeiten steigender Zinsen sind damit Verluste wahrscheinlich (K-Geld 4/2018). Doch auch der neue Anlageplan mit dem «Generali Lifecycle Fund 4» setzt weiter mehrheitlich auf festverzinsliche Anleihen – die Strategie bleibt also nach dem Wechsel gleich. Die Kosten für den neuen Fonds sind noch nicht bekannt.
Dünki hat bisher total 73'705 Franken an Generali bezahlt. Davon wurden 52'772 Franken als Sparteil in die Fonds investiert. Würde Dünki den Vertrag heute kündigen, erhielte er nur den sogenannten Rückkaufswert ausbezahlt. Dieser beträgt zurzeit 52'012 Franken. Als Dünki die Police im Jahr 2004 unterschrieb, rechnete ihm Generali vor, dass er im schlechtesten Fall mit einer Rendite von 3 Prozent und einem Rückkaufswert von 68'155 Franken rechnen könne.
Hält Dünki bis zum Ablauf der Police im Jahr 2036 durch und bezahlt seine Prämie nochmals 13 Jahre lang ein, wird er insgesamt 124'134 Franken ausgegeben haben. Damit könnte er lediglich ein kleines Plus erwirtschaften. Denn Generali hatte ihm bei Vertragsabschluss mindestens 125'000 Franken garantiert. Sollte das Fondsguthaben höher sein, ginge dieses Geld an Dünki.
3a-Geld besser separat anlegen
Reto Dünki muss nun prüfen, ob er in den nächsten 13 Jahren nochmals 50'430 Franken in eine Anlage investieren will, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft schwache Renditen bringt. Falls Dünki die Lebensversicherung nicht braucht, wäre eine Kündigung sinnvoll. Denn bei einem Anlagehorizont von 13 Jahren ist sein 3a-Geld in einer Wertschriftenlösung mit hohem Aktienanteil bei Anbietern wie Viac, Frankly, Finpension oder True Wealth besser investiert (K-Geld 6/2022).
Falls Dünki die Lebensversicherung hingegen nach wie vor benötigt, sollte er zumindest bei mehreren Versicherern Offerten für eine reine Todesfallversicherung einholen und ausrechnen, wie viel ihn eine solche Police total kosten würde. Je nach Resultat könnte auch dann eine Kündigung der Generali-Police und ein Wechsel des Sparteils zu einer 3a-Wertschriftenlösung eine Alternative sein.
Generali schreibt K-Geld, man biete bei fondsgebundenen Lebensversicherungen eine attraktive Garantie für eine Auszahlung im Erlebensfall – unabhängig von der Performance der Fonds. Finanzkrise, Negativzinsen, Corona und Ukraine-Krieg hätten die Wertentwicklung der bisherigen Fonds beeinträchtigt. Der neue Fonds ermögliche eine bessere Anpassung an ein sich laufend veränderndes Marktumfeld. Man habe zudem die Kosten gesenkt. Die Gesamtkosten würden ab Ende Oktober monatlich bekanntgegeben.