«Ich habe 50 000 Franken auf der Seite. Dieses Geld könnte ich für rund zehn Jahre anlegen. Was schlagen Sie vor?» So oder ähnlich lautet eine der typischen Fragen, die zurzeit der Geldberatung von K-Geld gestellt werden.
Die wichtigsten Anlagebereiche – jenseits von Sparkonten und Kassenobligationen – sind Obligationen, Aktien und Immobilien. Ein Zeithorizont von zehn Jahren ist im Prinzip eine gute Voraussetzung für einen Mix aus diesen drei Anlagen.
Doch die Finanzmärkte befinden sich heute in einer Situation, die es noch nie gegeben hat. Die enorme Geldschwemme der Notenbanken hat die Zinsen auf historische Tiefs gedrückt. Die negativen Folgen für die Anleger:
- Obligationen: Die Spezialisten der Zürcher Kantonalbank für Obligationen, auch Anleihen genannt, schrieben Anfang März 2015 in einer Studie: «Ein Vermögensaufbau durch den Kauf von Anleihen wird je länger je mehr zum unmöglichen Unterfangen.» Legen heute erstklassige Schuldner wie der Bund oder die Pfandbriefherausgeber neue Obligationen auf, liegen die Zinscoupons bei kurzen bis mittleren Laufzeiten nahe bei Null. Zehnjährige und noch längere Laufzeiten werfen auch nur ein Quentchen mehr Rendite ab. Dieser kleine Zinsaufschlag entschädigt das Risiko nicht, dass in einigen Jahren neue Anleihen mit deutlich höheren Coupons herauskommen – und die Anleger mit den jetzigen Langläufern auf ihren mageren Renditen sitzen bleiben.
Zwar kann man schon heute Obligationen mit Coupons von 2 Prozent und mehr erwerben. Doch entweder ist mit ihnen ein höheres Risiko verbunden. Oder sie sind älteren Datums. In diesem Fall liegen ihre Kurse in der Regel über dem Nennwert, der am Ende der Laufzeit zurückbezahlt wird. Kursverluste sind somit programmiert.
Kurz: Obligationen haben heute ein ungünstiges Chancen-Risiko-Verhältnis – besonders unter Berücksichtigung aller Kosten: Courtagen, Depotgebühren, Steuern. Diese Feststellung gilt übrigens ebenso für Obligationenfonds (siehe K-Geld 1/2015).
- Schweizer Immobilienfonds: Die extrem tiefen Zinsen haben die Nachfrage nach den 26 börsenkotierten Immobilienfonds angeheizt und die Kurse weit über ihren inneren Wert getrieben. Im Durchschnitt beträgt das Agio – die Differenz zwischen dem Kurs und dem anteiligen Wert der Liegenschaften – um 35 Prozent. Ein Allzeitrekord. Das extrem hohe Agio spricht gegen den Kauf von Immobilienfonds. Erstmals seit Jahren empfehlen jetzt auch die Immospezialisten von Swisscanto, allfällig vorhandene Positionen ab- und nicht aufzubauen.
- Aktien: Nach einer Aktien-Hausse, die nun schon sechs Jahre dauert, liegt der Schluss nahe: Die fetten Jahre sind vorbei. Das gilt vor allem für die Schweizer und die US-Börsen, die etwa 10 bzw. 20 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt bewertet sind. Anders als Obligationen und Immobilienfonds haben Aktien aber immer noch ein attraktives Chancen-Risiko-Verhältnis – auch weil sie erfahrungsgemäss auf lange Sicht das höchste Renditepotenzial aufweisen. Wer in Aktien investiert, muss allerdings die Nerven haben, allfällige massive Kursrückschläge auszuhalten und auf bessere Zeiten zu warten.
Ein Beispiel für ein sinnvolles Vorgehen in der heutigen schwierigen Situation: Ein Sparer plant eine Totalinvestition von 50 000 Franken – je 20 000 Franken in Aktien und Obligationen sowie 10 000 Franken in Immobilien. Bei Immobilien kommen nur Fonds in Frage. Doch auch bei Aktien und Obligationen setzen Kleinanleger zur ausreichenden Streuung des Risikos am besten auf Fonds.
Dabei werden vorerst nur die für die Aktien vorgesehenen 20 000 Franken investiert. Die 30 000 Franken hingegen, die der Sparer unter normalen Verhältnissen in Obligationen- und Immobilienfonds stecken würde, lässt er vorläufig vollständig auf dem Konto brachliegen. Erst wenn die Aussichten dieser zwei Anlagen wieder besser sind, investiert er auch das für sie reservierte Geld.
Ziel sollte es sein, die Gesamtkosten unter einem Prozent pro Jahr zu halten. Dazu zählen die den Fonds direkt belasteten Kosten, Depotgebühren und Kauf- bzw. Verkaufskommissionen. Die einmalig anfallenden Kommissionen verteilt man kalkulatorisch auf die vorgesehene Anlagedauer (zum Beispiel 1 Prozent auf zehn Jahre, ergibt 0,1 Prozent pro Jahr).
Geld zeitlich gestaffelt in Tranchen investieren
Idealerweise investiert man das Geld in Tranchen zeitlich gestaffelt über mehrere Jahre. Je nach Bank ist das aber nicht möglich, ohne dass man den Kostenrahmen sprengt. Als gute Alternative zur Hausbank kommen die Angebote im Kasten in Frage.
Wie erwähnt: Die Situation ist heute schwierig und guter Rat teuer. Die Geldpolitik der Notenbanken stellt ein bislang nie erprobtes Experiment mit ungewissem Ausgang dar. Deshalb hat niemand ein Patentrezept. Das dargestellte Konzept bietet keine Garantie, dass in den nächsten zehn Jahren eine positive Rendite herausschaut. Es ist ein Vorschlag, um das Beste aus der heute sehr schwierigen Situation zu machen. Je nachdem, wie diese sich entwickelt, muss das Konzept unter Umständen angepasst werden.
Tipps: Gute und günstige Fonds für kleine Vermögen
Avadis Vermögensbildung: Sehr kostengünstig (weder Kauf-/Verkaufs- noch Depotgebühren); Einzahlungen ab 50 Franken. Zur Auswahl stehen sieben Fonds mit unterschiedlichen Obligationen-bzw. Aktienquoten – darunter einer, der zu 100 Prozent auf Aktien setzt. Immobilieninvestments sind nicht möglich.
Postfinance: Hat neben einem Obli- zwei Aktienfonds im Angebot – die Postfinance Fonds Suisse und Global (siehe auch Seite 21). Einstieg ab 2000 Franken, Folgebeträge ab 100 Franken. Diese drei Fonds sind günstig, nicht aber die Postfinance-Mischfonds mit den Nummern 2 bis 5. Auch fehlt ein günstiger Immobilienfonds.
VZ Vermögenszentrum: Anlagemodell «Sparen mit ETF» ist kostengünstig, allerdings erst ab einer Schwelle von rund 15 000 Franken. Einzelne Einzahlungen ab 500 Franken. Das VZ schlägt fünf Strategien mit unterschiedlichen Aktienquoten vor. Man kann diese aber individuell anpassen und eine reine Aktienanlage tätigen. Wer später auf einen Mix von Aktien, Obligationen und Immobilienfonds umstellen will, kann dies ohne zusätzliche Kosten tun.
Grosser Vorteil von Avadis, Postfinance und VZ: Man braucht kein Onlinebanking.
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