Daniel Herren (Name geändert) aus Liebefeld BE wollte seine Frau für den Fall absichern, dass er frühzeitig sterben sollte. Darum schloss er 2009 bei der Mobiliar eine Lebensversicherung ab: nicht eine günstige reine Todesfallversicherung, sondern eine sogenannte fondsgebundene Lebensversicherung in der Säule 3a.
Es handelte sich also um eine gemischte Versicherung: Neben den jährlichen Zahlungen für die Absicherung des Todesrisikos fliesst ein Teil der jährlichen Prämie in einen Spartopf für die Säule 3a. Von der jährlichen Prämie, die bei Herren 1200 bis 2400 Franken betrug, legte die Mobiliar jedes Jahr einen Teil in einen eigenen 3a-Fonds. Zuletzt war das bei Daniel Herrens Police der MobiFonds Select 30 3A, der vom Mobiliar Asset Management verwaltet wird.
Hohe Verwaltungskosten frassen Rendite auf
Als Daniel Herren Anfang 2023 den Jahresabschluss seiner Police studierte, konnte er nicht glauben, was er sah: Der Wert seines Fondsvermögens war über die Jahre nicht etwa gewachsen, sondern deutlich gesunken. Von den bisher gesamthaft einbezahlten 23'300 Franken wurde ein namhafter Betrag gar nicht in den Fonds investiert.
Denn von den Prämien zog ihm die Mobiliar insgesamt Fr. 4128.50 oder 18 Prozent für Abschluss- und Verwaltungskosten sowie Risikoanteil für Tod und Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit ab. «Als ich sah, dass von den Fr. 19'081.50, die in den Fonds geflossen waren, Ende 2022 nur noch ein Fondsvermögen von Fr. 16'876.50 übrig war, haute es mir den Nuggi raus», sagt Herren. Er fragte sich, wie ein solcher Verlust nach 14 Jahren Haltedauer möglich sei. Denn der Fonds enthält immerhin bis zu 30 Prozent Aktien.
Warum schneidet der MobiFonds Select 30 3A so schlecht ab? Im Jahr 2022 erwirtschafteten die Mobiliar-Fondsverwalter mit dem Geld ihrer Kunden einen dicken Verlust von 12,5 Prozent. Über die Jahre betrachtet, sieht der Leistungsausweis der Experten nicht viel besser aus. Seit Daniel Herren Anfang 2009 Gelder in den Fonds anlegte, lag dessen Jahresrendite bei mickrigen 1,825 Prozent – Kosten noch nicht eingerechnet.
Während die Rendite also überschaubar ist, langten die Mobiliar-Verwalter bei den Verwaltungskosten zu. Die Mobiliar zwackte von Daniel Herrens Einzahlungen nach Abzug der Risikokosten während 6 Jahren jeweils über 11 Prozent als Verwaltungskosten ab. 2018 und 2019 waren es sogar je 12 Prozent. Ab 2020 waren es unter 10 Prozent.
Grosser Obligationenanteil problematisch
Neben den hohen Verwaltungskosten drückt auch die Anlagestrategie des MobiFonds Select 30 3A auf die Rendite. Der Fonds besteht aus über 67 Prozent Obligationen und zu 25 Prozent aus Aktien. Seit der Bankenkrise 2008 kauften viele Fondsverwalter an der Börse Obligationen. Das führte dazu, dass die grosse Nachfrage die Kurse nach oben trieb – über den Nominalwert, also den geliehenen Betrag, hinaus. Doch am Ende der Laufzeit einer Anleihe wird immer nur der Nominalwert zurückbezahlt. So können Verluste entstehen.
Nun kommt noch das Risiko der steigenden Zinsen dazu. Denn diese führen bei Obligationen zu sinkenden Kursen, weil Anleihen, die vor Jahren mit tiefem Zins herausgegeben wurden, heute nicht mehr attraktiv sind. Viele Anleger verkaufen diese Papiere, was den Kurs nach unten treibt. Dadurch entstehen Verluste.
Daniel Herren zog nun die Konsequenzen. Er löste den Vertrag mit der Mobiliar auf und legte seine 3a-Gelder bei einer Bank an. Dabei achtete er darauf, dass bei seinem Anlagehorizont von über 10 Jahren der Aktienanteil bei mindestens
90 Prozent liegt. Herren macht nun das, wozu K-Geld seit Jahren rät – Sparen und Versichern strikt trennen: sparen bei der Bank, versichern bei der Versicherung.
Die Mobiliar schreibt, dass Herren bei Auflösung des Vertrags im Juni 2023 einen Rückkaufswert von 18'499 Franken erhielt – und damit 866 Franken Gewinn machte. Sie räumt aber ein, dass «die Struktur der fondsgebundenen Lebensversicherung den heutigen Transparenzvorstellungen nicht mehr entspricht». Seit 2018 biete die Mobiliar das Produkt nicht mehr an. Neuerdings weise man Risikoprämien, Sparprämie und Kosten separat aus.