Das Inserat erschien am 20. Dezember 2016 in der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Anlage der Stunde: +15,46%». Auf diese Art pries die Zürcher Kantonalbank ihren Gold-ETF an – einen Indexfonds.
Im Kleingedruckten stand zu lesen, dass die Rendite von über 15 Prozent in der Periode vom 1. Januar bis zum 17. November 2016 erzielt worden sei. Dieser Zeitabschnitt ist jedoch willkürlich gewählt und nichtssagend. Zum einen sagen Wertsteigerungen der Vergangenheit nichts über die Entwicklung in der Zukunft aus. Zum andern ist eine Periode von knapp elf Monaten zu kurz, um die Nachhaltigkeit einer Geldanlage zu belegen.
Der Preis pro Fondsanteil ist in den vier Wochen nach Erscheinen des Inserats zwar noch von 360 auf 378 Franken gestiegen. Doch auch dies ist kein Beleg für den vermeintlich guten Anlagetipp der ZKB. Denn es geht nicht immer aufwärts: Am 6. Juli des letzten Jahres etwa kostete ein Anteil des Gold-ETF Fr. 415.81, am 5. Oktober 2012 gar 529 Franken. Wer damals in das ZKB-Produkt investierte, erlitt bis heute einen Verlust. Davon war im Inserat der Staatsbank nichts zu lesen.
Hohe Kursgewinne genauso möglich wie hohe Verluste
Die ZKB preist den Gold-ETF als «Anlage für unsichere Zeiten» an. Tatsächlich schwankt der Goldpreis aber stark. Ähnlich wie bei Aktienanlagen sind hohe Kursgewinne genauso möglich wie hohe Verluste. Die ZKB selbst stuft den Gold-ETF auf der siebenstufigen Risikoskala mit 6 ein. Das entspricht der zweithöchsten Risikostufe.
Goldanlagen bergen zudem ein Währungsrisiko. Das gilt auch für den ZKB-Gold-ETF, obwohl die Fondswährung auf Franken lautet. Denn der internationale Goldhandel wird in US-Dollar abgewickelt (K-Geld 6/2016).
Der Clou an der Geschichte: In der Ausgabe eines ZKB-Magazins vom Januar 2017 schreibt die Bank, dass die globale Goldnachfrage im 3. Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent eingebrochen sei – unter anderem wegen der sinkenden Nachfrage in China und Indien. Im gleichen Artikel prognostiziert die Bank einen sinkenden Goldpreis für das Jahr 2017. Dennoch versucht sie Anlegern, den Gold-ETF schmackhaft zu machen.
Weshalb? Die ZKB beantwortet Fragen zur Anzeigenkampagne nicht. Stattdessen schreibt sie: «Generell dienen die Angaben im Inserat ausschliesslich Werbezwecken und stellen keine Anlageberatung oder Offerte dar.» Interessierte sollten sich an ihren Kundenberater wenden.