Es sind gute Zeiten für Käufer von Wohneigentum: Zurzeit gibt es zehnjährige Festhypotheken für 0,77 Prozent und fünf Jahre fest sind bereits ab 0,63 Prozent zu haben. Das zeigt der Vergleich der Richtzinsen auf der Internetplattform Hypotheke.ch. Solche rekordtiefen Zinssätze ermöglichen es, sehr günstig in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Mit einer fünfjährigen Festhypothek über 600000 Franken zum Beispiel betragen die monatlichen Zinskosten nur knapp 315 Franken.
Die Richtlinien der Bankiervereinigung sind nicht bindend
Viele mögliche Käufer von Wohneigentum glauben, dass sie an den sogenannten Tragbarkeitsregeln der Banken scheitern könnten. Dabei handelt es sich um eine Kalkulation, auf die sich die Mitglieder der Bankiervereinigung geeinigt haben. Die Richtlinien sind aber für die einzelnen Banken nicht bindend. Sie sehen vor, dass das Einkommen der Hypothekarkunden gross genug sein soll, um die Hypothek bei einem fiktiven Zins von meist 5 Prozent verzinsen zu können. Zusammen mit den Unterhaltskosten fürs Haus von meist 1 Prozent sollen die Wohnkosten einen Drittel des jährlichen Haushaltseinkommens nicht überschreiten.
Doch viele Banken und Pensionskassen sind heute an der Vergabe von Hypotheken interessiert. Deshalb kommen sie den Kunden entgegen. Das ergab eine Analyse des Hypothekenvermittlers Moneypark bei eigenen Kunden. Demnach erhalten heute über 40 Prozent der Eigenheimkäufer ein Darlehen für den Hauskauf, welche die fiktiven Tragbarkeitsregeln nicht erfüllen.
Gemäss Moneypark kommen die Hypothekaranbieter vor allem einkommensstarken Doppelverdienern ohne Kinder entgegen. Aber auch Familien und Rentner mit vergleichsweise tiefem Einkommen haben eine Chance auf ein Eigenheim. Beispiele:
Ein Ehepaar mit drei Kindern und einem Brutto-Haushaltseinkommen von 108000 Franken fand eine Bank, die der Familie ein Reiheneinfamilienhaus in der Stadt Basel mitfinanzierte. Die Tragbarkeit gemäss den Bankenregeln lag bei 39 statt bei 33 Prozent.
Eine Familie mit zwei Kindern und einem Haushaltseinkommen von 130000 Franken konnte im Kanton Schwyz ein Einfamilienhaus für 975000 Franken erwerben (Tragbarkeit 40 Prozent). Kreditgeber ist eine Pensionskasse.
Auch Pensionierte dürfen mit dem Entgegenkommen der Hypothekaranbieter rechnen: Bei einem Seniorenpaar etwa beträgt das Einkommen nach der Pensionierung noch 55000 Franken. Trotz klarer Überschreitung der Tragbarkeitsregeln (46 statt 33 Prozent) gab ihm eine Bank eine Hypothek für den Kauf einer Eigentumswohnung im Kanton Zürich. Allerdings betrug die Belehnung nur 32 Prozent des Wohnungswerts.
Ein anderes Paar im Pensionsalter konnte die Hypothek für sein Einfamilienhaus im Kanton Aargau verlängern. Das Einkommen nach der Pensionierung beträgt noch 80000 Franken. Gemäss den Tragbarkeitsregeln wäre das unmöglich (46 statt 33 Prozent Wohnkosten).
Laut der Moneypark-Sprecherin Nicole Fankhauser verlangen die Hypothekargeber auch bei tieferem Einkommen nur leicht höhere Zinssätze. Banken würden jeden Fall einzeln betrachten und aufgrund der Gesamtsituation des Kunden entscheiden. Auch Pensionskassen würden sich flexibel zeigen. Versicherungen hingegen vergeben Hypotheken eher nach strikten Regeln.
Wer also bei seiner Wunschbank eine Absage für eine Finanzierung von Wohneigentum erhält, sollte nicht gleich aufgeben, sondern bei weiteren Banken und vor allem bei Pensionskassen vorstellig werden. Bequemer und schneller kann es sein, mit der Suche einen Hypothekenvermittler wie Moneypark, Hypoplus oder Hypoguide zu beauftragen.