Wer angesichts der stark steigenden Strompreise noch schnell eine Fotovoltaikanlage auf sein Dach montieren lassen will, hat schlechte Karten. Die Ersteller solcher Anlagen sind überlastet. Von sechs angefragten Firmen sagte eine gleich am Anfang ab: «Wir sind bis Ende Jahr komplett ausgebucht. Keine Chance», sagte der Geschäftsführer der Bülacher Go Solar GmbH. Von der Rutz-Gruppe, Filiale Rümlang, kam keine Rückmeldung.
Auch die Anfrage bei der Firma Bouygues AG brachte keinen Erfolg. Dabei wäre das Auftragsvolumen mit drei Aufdach-Solaranlagen auf drei Einfamilienhäusern in Bachenbülach ZH und Bülach ZH durchaus attraktiv: Es geht um Investitionen von über 130'000 Franken.
Mit drei Unternehmen, die Fotovoltaikanlagen erstellen, kam es zu einem Ortstermin. Der Experte von Systema Solis mit Sitz in Zürich und Tägerwilen TG kam spät und schaute sich nur eines der drei Objekte an, dann ging er wieder.
Die Belegungspläne, welche zeigen, wie viele Solarpanels auf welche Dachfläche kommen, hatte er mit Informationen aus dem Internet bereits aufbereitet und mitgebracht. Sie waren jedoch für eines der Häuser wegen der Beschattung durch hohe Bäume untauglich. Das hätte der Fachmann von Systema Solis bei einem Augenschein vor Ort zweifelsohne bemerkt.
K-Geld machte ihn darauf aufmerksam. Er versprach, die Belegungspläne zu überarbeiten. Das versprochene Update kam allerdings nie an. Und in der schliesslich gelieferten Offerte ist die beschattete Dachfläche immer noch aufgeführt.
Vertreter der Bülacher Soltastic AG und der Winterthurer Senero AG erschienen pünktlich zum Ortstermin. Beide Experten nahmen sich genügend Zeit, um die drei Einfamilienhäuser zu besichtigen.
Dabei begnügten sie sich nicht damit, einen Blick auf das Dach zu werfen. Sie wollten auch die Kellerräume sehen, um Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der Montage von Wechselrichtern, Batterie und Elektroinstallationen zu überprüfen.
Der Vertreter der Senero AG stellte gleich beim Ortstermin klar, dass er massiv unter Druck stehe und mindestens vier Wochen Zeit brauche, um die drei Offerten zu erstellen. Auch der Soltastic-Mitarbeiter erwähnte aktuelle Lieferschwierigkeiten und die extreme Auslastung. Sowohl Senero als auch Soltastic legten von Anfang an offen: Eine Montage der Fotovoltaikanlage werde erst 2023 möglich sein.
Der Bund bezahlt 12 Prozent der Anschaffungskosten
Nach mehreren Monaten Wartezeit und diversen Nachfragen per Telefon und E-Mail lagen Anfang Oktober alle Offerten der drei Anlagebauer für die drei Häuser vor. Sie liegen preislich recht nahe beieinander und unter 50'000 Franken (siehe Tabelle im PDF). Davon lassen sich rund 12 Prozent abziehen, da der Bund den Bau von Solaranlagen mitfinanziert.
Die Differenzen in den Offerten kommen vor allem durch die unterschiedliche Dimensionierung der Anlagen zustande. Beim Haus Obere Weid in Bülach legt Senero die Anlage im Gegensatz zu den anderen beiden Anbietern wegen des hohen Energieverbrauchs mit einer Fläche von 78 Quadratmetern gross aus. Darum kostet die Anlage mehr als bei den Konkurrenten, die nur eine Fläche von 62 Quadratmetern einplanen (49'800 Franken statt 42'300 respektive 45'200 Franken).
Eine grössere Batterie sorgt für mehr Unabhängigkeit
Der Senero-Berater schlägt zudem bei allen drei Einfamilienhäusern eine grössere Batterie vor. Das sorgt im Frühling und im Herbst für mehr Unabhängigkeit, da das Mehr an gespeichertem Strom öfter bis zum Morgen ausreicht. Soltastic empfiehlt die ertragreichsten Panels mit 415-Watt-Peak. Das sind Solarmodule der neusten Generation.
Doch aufgepasst: Es gibt Panels in unterschiedlichen Grössen. Beispiel Obere Weid: Dort benötigen Systema Solis und Soltastic die gleiche Fläche. Während Systema Solis zu 33 Modulen rät, sind es bei Soltastic nur 31. Die montierte Leistung in Kilowatt-Peak (theoretische Leistung unter Laborbedingungen) ist jedoch ähnlich.
Vergleicht man in der Tabelle die Angaben zu den mutmasslichen Ertragswerten, fällt auf: Systema Solis plant bei den zwei übrigen Häusern mit geringeren Modulflächen, rechnet aber mit einem vergleichsweise höheren Ertrag als die beiden anderen Anbieter. Senero und Soltastic sind durchgehend zurückhaltender mit ihrer Ertragsprognose. Das bildet die effektive Stromproduktion wesentlich realistischer ab.
Obere Weid, Bülach ZH: Das in den 1990er-Jahren gebaute Haus hat sechs grosse Zimmer und wird von zwei Personen bewohnt. Es hat unter den drei Objekten den höchsten Energieverbrauch mit 4500 kWh für Strom und 17'000 kWh für die Gasheizung. Diese soll durch eine Luft-Wärmepumpe ersetzt werden. Die Solaranlage ist dazu eine gute Ergänzung.
Bitziberg, Bachenbülach ZH: Das Haus hat fünf kleine Zimmer und wurde 1954 erbaut. Es wohnen zwei Personen darin. Sie benötigen rund 4500 kWh Strom im Jahr. Allerdings steht der Ersatz der alten Ölheizung durch eine Luft-Wärme-Pumpe an, was den zukünftigen Stromverbrauch stark erhöhen wird. Auch hier soll die Solaranlage Strom für die Heizung und in Zukunft für ein Elektroauto generieren.
Untere Gstückstrasse, Bülach ZH: Das Haus hat sechs normale Zimmer, darin wohnen drei Personen. Es wurde in den 1930er-Jahren gebaut und vor 25 Jahren mit einem grösseren Anbau erweitert. Der Jahresstromverbrauch beläuft sich auf 12'000 kWh, da auch die Wärmepumpe (Erdsonde) und das Elektroauto betrieben werden. Auf dem Dach ist seit Jahren eine Solartherme für Warmwasser installiert.
Tipps zur Planung einer Solaranlage
- Holen Sie mindestens drei Offerten ein.
- Planen Sie die Anlage lieber etwas grösser, damit Sie den Eigenverbrauch auch im Winterhalbjahr hoch halten können.
- Batterien sind ein Kostenpunkt: Doch sie versorgen das Haus auch nach Sonnenuntergang mit eigenem Strom und bringen so den Haushalt durch die Nacht. Anderseits helfen Batterien, hohe Verbrauchsspitzen mit selbst produzierter Energie statt mit Netzstrom abzudecken.
- Sparen Sie nicht bei der Akkugrösse. Moderne Batterien geben mindestens 5 Prozent ihrer Kapazität nicht ab, um Entladungsschäden vorzubeugen. So können etwa von einem 7 kWh-Akku nur 6,65 kWh benutzt werden. Eine Batterie für ein Einfamilienhaus mittlerer Grösse sollte 7 kWh speichern. Faustregel: Zurzeit kostet 1 kWh Batteriekapazität rund 1000 Franken, Tendenz sinkend.
- Bei einer Anlagengrösse von 12 bis 14 Kilowatt-Peak (Leistung unter Laborbedingungen) und einer Batteriegrösse von 10 kWh kann man den eigenen Strombedarf zu zwei Dritteln decken.
- Nicht nur die Dachflächen im Süden, sondern auch jene im Osten bestücken (Morgensonne).
- Der Bund sowie viele Kantone und Gemeinden bieten beim Bau von Fotovoltaikanlagen finanzielle Hilfe. Einige Firmen helfen den Kunden, die Anträge dafür auszufüllen und einzureichen.