Ein Berater von Swiss Life riet Benjamin Saurer (44, Name geändert) im Februar 2007, ein Swiss-Life-Fondskonto zu eröffnen. Es trägt den klingenden Namen «Premium Funds». Solche Fondssparpläne sind für Leute gedacht, die regelmässig eine bestimmte Summe auf die Seite legen und an der Börse investieren möchten. Swiss Life kauft mit dem Geld der Anleger dann Fondsanteile.
Benjamin Saurer leistete im Jahr 2007 eine Ersteinlage von rund 8500 Franken und zahlte ab Anfang 2008 im Rahmen des Fondssparplans Monat für Monat 150 Franken ein.
Transparente Auskunft gibts erst im Beratergespräch
Die Suche nach renditeträchtigen Fonds ist für Laien wie Saurer kein Kinderspiel. Gemäss dem Fonds-Spezialisten Swiss Fund Data können Privatanleger alleine in der Schweiz aus über 6900 Fonds auswählen.
Beim Versicherungskonzern Swiss Life besteht momentan die Wahl aus 30 aktiv von Managern verwalteten Fonds in sieben Anlagekategorien. Bei den Premium-Fonds stammen zwölf oder über ein Drittel davon von Swiss Life selbst. Das erfahren Kunden aber nicht im Produktbeschrieb auf der Website, sondern erst im Beratungsgespräch. Aus dieser kleinen Swiss-Life-Selektion wählt der Kunde entsprechend seines Zeithorizonts und Risikoprofils aus. Der Haken: Allenfalls günstigere und renditeträchtigere aktiv verwaltete Fonds sowie vor allem passive Indexfonds kann ein Swiss-Life-Kunde im Rahmen des Premium-Kontos nicht kaufen.
Swiss Life schaffte mit den Premium-Fonds keine Glanzleistung. Der von Saurer ausgewählte Schroder-Garantiefonds Capital Protected Fund 2019 hat einen Aktienanteil von maximal 50 Prozent und besteht je nach Marktlage bis zu 100 Prozent aus festverzinslichen Obligationen. Der Anleger hätte bei Fälligkeit des Fonds im Jahre 2019 Anspruch auf den höchsten je erreichten Nettoinventarwert. Doch dieses Versprechen gilt nicht in jedem Fall: Anleger, welche die Auszahlung ihrer Anteile vor Ende der Laufzeit verlangen, verlieren diesen Anspruch.
Genauso kam es bei Saurer. Swiss Life teilte ihm im August 2010 mit: «Aufgrund der tiefen Zinsen sowie der starken Korrektur an den Aktienmärkten musste Swiss Life zur Sicherung der Garantieleistung praktisch den gesamten Aktienanteil des Schroder-Garantiefonds verkaufen und den Erlös in festverzinsliche Anlagen umschichten.»
Wechsel auf hauseigenen Fonds war im Rückblick ein Fehler
Auf Rat von Swiss Life verkaufte Saurer Ende Oktober 2010 alle seine Schroder-Fondsanteile zum damaligen Wert von 22 892 Franken. Sein Swiss-Life-Berater empfahl ihm, das Geld in den hauseigenen Swiss-Life-Garantiefonds Maturity Guarantee 2019 +2 Cap anzulegen. Saurer akzeptierte den spesenfreien Fondswechsel.
Rückblickend betrachtet ein Fehler: Der von Beginn an zum Sparen eingesetzte Schroder-Fonds erzielte über die letzten drei Jahre betrachtet mit 2,68 Prozent Rendite pro Jahr deutlich mehr als der Hausfonds von Swiss Life mit 1,75 Prozent. Swiss-Life-Sprecher Dajan Roman sagt dazu: «Die zukünftige Fondsentwicklung lässt sich nie vorhersagen.»
Zum Vergleich: Bei Skandia hätte Saurer mit dem deutlich günstigeren SICAV-2-Garantiefonds mit 3,65 Prozent Rendite im Jahr mehr als doppelt so viel verdient. Doch diesen Fonds konnte Saurer gar nicht auswählen, er gehört nicht zum Premium-Universum von Swiss Life.
Mitte Oktober 2013 erhielt Saurer erneut unerfreuliche Post von Swiss Life. Beim Garantiefonds Maturity Guarantee 2019 +2 Cap sei das Renditepotenzial in Zukunft «beschränkt». Saurer solle doch bis Ende Oktober 2013 auf den neuen Hausfonds Multi Asset Protected Fund wechseln. Er biete ein «höheres Renditepotenzial». Für den erneuten Wechsel wirbt Swiss Life mit einer rückblickend bis 2005 errechneten Wertentwicklung von 4,53 Prozent im Jahr. Der Kunde müsse für den Wechsel «nur» eine einmalige Ausgabekommission von 1 Prozent zahlen.
Saurer wollte von K-Geld wissen: «Ist ein solcher erneuter Fondswechsel für mich sinnvoll?» K-Geld rät ab. Grund: Der erst im Juli 2013 lancierte Swiss-Life-Fonds hat keinen langjährigen Leistungsausweis, und die rückblickend errechnete Rendite sagt nichts aus über die Zukunft.
Das nur mit teuren, aktiv verwalteten Fonds bestückte Premium-Anlage-Universum von Swiss Life ist aus Anlegersicht nicht sinnvoll. Für Privatanleger, die Börsenrisiken tragen können, sind vor allem kostengünstige börsengehandelte Indexfonds (ETFs) mit langjährigem Erfolgsausweis zu empfehlen. Sie rentieren meist besser als aktiv verwaltete Anlagefonds.
Was zudem gegen das Swiss-Life-Premium-Fondskonto spricht: Die jährliche Depotgebühr beträgt 0,3 Prozent des Fondsvermögens. Zum Vergleich: Wer sein Wertschriftenkonto direkt bei der Swiss-Life-Depotbank Swissquote eröffnet, zahlt ohne Swiss-Life-Vertragsbindung nur 0,1 Prozent im Jahr. Bei Swissquote können Fondssparer aus Hunderten Anlagefonds auswählen.
Tipps: Darauf sollten Fondssparer achten
- Bevorzugen Sie kostengünstige ETF-Sparpläne mit einer breiten Auswahl an Indexfonds von Anbietern ohne Hausfonds. Der Online-Börsenhändler Swissquote und das VZ Vermögenszentrum bieten solche Sparpläne an. Beim ETF-Sparplan von Swissquote betragen die Depotgebühren pro Jahr bei Anlagen in Schweizer Franken aber 0,35 Prozent. Beim VZ kostet das Anlegen mit ETF mindestens 0,55 Prozent im Jahr (All-in-Gebühr). Darin sind nicht nur Depot-, sondern auch Transaktionsgebühren enthalten.
- Vermeiden Sie Sparpläne mit Zwang zu regelmässigen Einzahlungen und bevorzugen Sie Lösungen, bei denen der Kunde frei über die jeweilige Höhe der Einzahlungen bestimmen kann.
- Beachten Sie die jährlichen Kosten eines Fondssparplans, die Höhe der jährlich anfallenden, ausgewiesenen Gesamtkosten (TER) der einsetzbaren Fonds sowie die Höhe von Ausgabe- und Rücknahmekommissionen beim Fondskauf und -verkauf.
- Beachten Sie auch etwaige Kosten, die für allfällige Fondswechsel anfallen.