Seit Ende 2014 verkauft die Grossbank UBS ein Anlageprodukt auf den Solactive Guru Index. Dieser Index erfasst die Preisentwicklung der wichtigsten Titel, die in ausgewählten Hedgefonds enthalten sind. Hedgefonds sind riskante, aktiv verwaltete Investmentfonds. Ihre Manager werden von der Finanzbranche oft auch als Gurus bezeichnet, weil sie es «immer wieder schaffen, spektakuläre Gewinne zu erzielen», wie die UBS schreibt.
Allerdings würden viele Hedgefonds sich ihren Aufwand fürstlich entlöhnen lassen, so die UBS weiter. Doch es gebe «einen einfacheren und kostengünstigeren Weg, dem Spürsinn der Investmentgurus zu folgen»: die Open End Perles auf den Solactive Guru Index. Die Open End Perles sind mehrheitlich in Aktien grosser US-Firmen wie Apple, Facebook und Citigroup investiert.
In der UBS-Marketingbroschüre «Anlegen wie die Profis» vom August steht, dass die Managementgebühr für die Open End Perles 1,2 Prozent pro Jahr betrage. 1,2 Prozent ist nicht aussergewöhnlich viel für ein Anlageprodukt. Aktive Anlagefonds kosten oft ähnlich viel. Deutlich günstiger sind Direktinvestitionen in Aktien und Obligationen sowie Indexfonds und ETFs.
Herausgeber von Anlageprodukten veröffentlichen nicht nur eine Marketingbroschüre zum betreffenden Produkt. Sie sind auch verpflichtet, ein Basisinformationsblatt aufzulegen. Im Informationsblatt der Open End Perles spricht die UBS von einer Managementgebühr von 1,6 Prozent und schreibt, sie könne «bisweilen, nach billigem Ermessen, angepasst werden». In verständlicher Sprache heisst das: Sie kann jederzeit erhöht werden.
Von K-Geld auf diesen Unterschied bei den Managementgebühren angesprochen, sagt eine UBS Sprecherin, «die Gebührenangabe im Factsheet war leider nicht korrekt und wurde in der Zwischenzeit auf 1,6 Prozent korrigiert».
«Anleger sollten nur kaufen, was sie auch verstehen»
Die Managementgebühr umfasst in der Regel nicht alle anfallenden Kosten. Das ist auch beim Anlageprodukt Open End Perles der Fall. Ganz am Schluss des vierseitigen Basisinformationsblattes steht unter dem Titel «Welche Kosten entstehen?», dass die Open End Perles bei einer empfohlenen Haltedauer von fünf Jahren zu einer jährlichen Renditeminderung von 3,58 Prozent führen. Dazu die UBS: «Die Renditeminderung zeigt, wie sich die von Ihnen gezahlten Gesamtkosten auf die Anlagerendite auswirken.»
K-Geld fragte die UBS, wie bei einer Managementgebühr von 1,6 Prozent die jährlichen Kosten von 3,58 Prozent zustande kommen. Als Antwort erhielt die Redaktion eine Rechnung von der UBS, die selbst deren Sprecherin nicht verstand. Damit aber nicht genug. Ebenfalls im Basisinformationsblatt schreibt die UBS weiter: «Die Person, die Ihnen dieses Produkt verkauft oder Sie dazu berät, kann Ihnen weitere Kosten in Rechnung stellen.»
Pirmin Hotz, Vermögensverwalter und Autor des kürzlich erschienenen Buches «Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger» (K-Geld 4/21), sagt dazu: «Anlegerinnen und Anleger sind gut beraten, nur zu kaufen, was sie auch verstehen. Das sind in erster Linie qualitativ erstklassige Anleihen und Aktien sowie kostengünstige und transparente ETFs.»
Aber lohnt sich nun die Investition in die Open End Perles trotz den hohen Gebühren? Nein. Die Rendite seit November 2014 liegt klar unter jener des ETF (Exchange Traded Fund, börsengehandelter Indexfonds) von iShares auf den S&P 500 (siehe Grafik im PDF). Der Vergleich mit S&P 500 ist sinnvoll, weil auch die Open End Perles mehrheitlich in Aktien grosser US-Firmen investieren. Der ETF hat aber eine Gesamtkostenkennzahl TER von nur 0,07 Prozent.