K-Geld-Leser Michael Stadler (Name geändert) aus Zürich kaufte letztes Jahr ein neues E-Bike für 5100 Franken. Dazu erhielt er ein Formular zum Bezug eines gelben Mofa-Kontrollschildes. Das sei für E-Bikes mit einer Geschwindigkeit von über 25 Kilometern pro Stunde nötig, damit er richtig unfallversichert sei.
Stadler löste die gelbe Nummer und ging davon aus, dass somit alle Versicherungsfragen rund um sein neues Gefährt geregelt seien. Doch da täuschte er sich: Nur ein paar Monate nach dem teuren Kauf wurde das Bike während seines Aufenthaltes im Hallenbad gestohlen. Michael Stadler meldete den Diebstahl der Polizei und seiner Hausratversicherung.
Ein paar Tage später erhielt er Post von seiner Versicherung Helvetia. Darin stand, dass Stadler zwar den Zusatz «Diebstahl auswärts» in seiner Hausratversicherung gewählt habe. Doch sei die maximale Schadensumme bei Velodiebstählen auf 2000 Franken beschränkt – minus 200 Franken Selbstbehalt. Das heisst: Stadler musste für ein neues Velo noch 3300 Franken selber hinblättern.
Diebe haben es vor allem auf teure E-Velos abgesehen
Stadler ist kein Einzelfall. Jeden Tag werden in der Schweiz im Durchschnitt 75 gestohlene Velos gemeldet. Laut Erhebungen der Bâloise sind die Fahrraddiebe am häufigsten in Basel unterwegs. Gemäss Polizeistatistik wurden dort im vergangenen Jahr 124 Fahrräder pro 10'000 Einwohner entwendet. Dicht dahinter liegen die Stadt Bern mit 118 sowie Luzern und Biel mit je 84 Velodiebstählen. Mit 65 geklauten Velos auf 10'000 Einwohner landete Zürich auf Platz 6.
Die Zürich-Versicherung hat festgestellt, dass parallel zur wachsenden Anzahl von E-Bikes auf den Strassen auch die Anzahl der Diebstähle zunimmt, speziell von hochpreisigen E-Velos. «Die Diebe stehlen diese in hohen Mengen, bringen sie ins Ausland und verkaufen dann die Einzelteile übers Internet», sagt Zürich-Sprecher David Schaffner. Aktuell gebe es häufig Diebstähle an Plätzen vor Bahnhöfen oder Badis und aus öffentlich zugänglichen Einstellhallen.
Motorradhaftpflicht ist für schnelle E-Bikes ein Muss
Viele Velofahrer wie K-Geld-Leser Michael Stadler gehen davon aus, dass Schäden rund um das Fahrrad mit der Hausratversicherung und der Haftpflichtversicherung abgedeckt sind. Doch es ist komplizierter: Seit 2012 ist die frühere Velovignette in die Privathaftpflichtversicherung integriert. Diese Deckung für Personen- und Sachschäden von Drittpersonen gilt weltweit.
Anders sieht es bei schnellen E-Bikes mit Geschwindigkeiten bis 45 Kilometer pro Stunde aus: Diese gelten als Mofa. Deshalb muss man dafür in der Regel eine zusätzliche Motorradhaftpflichtversicherung abschliessen.
Der Verlust eines Velos wegen Diebstahls zu Hause ist über die Hausratversicherung und mit dem Zusatz «einfacher Diebstahl auswärts» auch ausserhalb gedeckt. Der Haken: üblicherweise nur bis zu einem Betrag von 2000 Franken, bei einem Selbstbehalt von 200 Franken. Wer ein teureres E-Bike fährt, muss zusätzlich eine Veloversicherung abschliessen, wenn er den ganzen finanziellen Schaden gedeckt haben will.
Alle grossen Versicherer und Organisationen wie Velo Suisse sowie die Verkehrsverbände TCS und VCS verkaufen solche Policen. Ein Vergleich von zehn Versicherern zeigt: Das Angebot ist recht unterschiedlich, nicht immer sind Reparaturen nach einer Kollision oder einem Diebstahl gedeckt. Manchmal sind aber auch Pannenhilfe, Weitertransport oder die Auslagen für ein Ersatzvelo inbegriffen. Die Leistungen sind ebenfalls verschieden: Die einen Versicherer ziehen von der Schadensumme einen Selbstbehalt ab, andere begrenzen die maximale Vergütung betragsmässig (siehe Tabelle im PDF).
Welche Versicherungspolice am besten passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab – immer auch vom Wert des Velos. Für eine Familie mit mehreren Fahrrädern kann sich eine TCS-Mitgliedschaft lohnen. Denn beim Touring Club sind für Mitglieder sämtliche Velos eines Haushalts gegen Beschädigung und Diebstahl versichert.
Entscheidend ist auch, ob jemand mit seinem City-Bike nur kurze Strecken zurücklegt. Dann ist nämlich ein weltweit gültiger Pannen- und Assistance-Service überflüssig. Wer hingegen oft auch im Ausland lange Touren mit seinem Bike zurücklegt, ist im Notfall froh über solche Dienstleistungen. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Suisse Velo und der Verkehrs-Club VCS.