Daniel Altermatt aus Blauen BL muss Ende Jahr seine Hypothek erneuern. Deshalb erhielt er von seiner Hausbank verschiedene Offerten für Hypotheken. Beim Vergleichen der Angebote stellte er fest: Eine Geldmarkthypothek würde ihn 1,05 Prozent Zins kosten, eine dreijährige Festhypothek hingegen nur 0,73 Prozent. Altermatt staunt – denn Geldmarkthypotheken waren in der Vergangenheit die günstigste Form, Wohneigentum zu finanzieren.
Festhypotheken geben Hauseigentümern die Sicherheit, dass der Zins während der Laufzeit der Hypothek gleich bleibt. Bei einer Geldmarkthypothek hingegen verändern sich die Zinskosten. Denn die Höhe des Zinssatzes basiert auf dem Libor, der «London Interbank Offered Rate». Das ist der durchschnittliche Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Massgebend sind kurzfristige Ausleihungen über drei Monate.
Wer eine Libor-Hypothek abschliesst, geht also das Risiko ein, dass die Zinsen aufschlagen, wenn der Interbanken-Zinssatz steigt. Nur: Der Libor ist schon seit Dezember 2014 im Minusbereich. Deshalb änderten die Banken das Modell: Sie gehen nicht mehr vom Libor-Satz aus, sondern vom Zinssatz 0 Prozent. Und schlagen eine Marge drauf. Laut dem Finanzunternehmen Vermögenspartner AG kostet die günstigste Libor-Hypothek bei der Internetbank Swissquote gegenwärtig 0,59 Prozent. Das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als der aktuelle, negative Liborsatz. Zum Vergleich: Vor der Einführung der Negativzinsen lagen die Liborhypotheken durchschnittlich etwa 1 Prozentpunkt über dem Interbankenzinssatz.
Zehnjährige Festhypotheken gibts zurzeit ab 0,75 Prozent
Die günstigste Festhypothek mit einer dreijährigen Laufzeit kostet bei der Axa aktuell 0,54 Prozent – das ist weniger als bei der günstigsten Liborhypothek. Sogar die billigste fünfjährige Hypothek kostet mit 0,6 Prozent weniger. Erst ab Laufzeiten von sechs Jahren ist die günstigste Festhypothek mit 0,61 Prozent teurer als die attraktivste Libor-Hypothek.
Hausbesitzer, die wie Altermatt vor der Wahl Fix- oder Libor-Hypothek stehen, fragen sich, wie hoch das Zinsniveau in fünf Jahren sein wird. Denn bei Ablauf einer Festhypothek ist in der Regel eine Erneuerung fällig. Eine Antwort auf diese Frage kann niemand geben.
Wer davon ausgeht, dass die Zinsen bis dann in etwa gleich bleiben oder sich höchstens leicht erhöhen, fährt mit einer Festhypothek wohl gut. Wer gerne langfristig plant, kann eine Tranche über zehn Jahre oder mehr abschliessen. Die Zürich-Versicherung etwa offeriert zurzeit zehnjährige Hypotheken zu Zinssätzen ab 0,75 Prozent. Selbst dies ist noch günstiger als die meisten Libor-Hypotheken.
Wer hingegen davon ausgeht, dass die Zinsen noch weiter sinken, sollte eine Libor-Hypothek wählen. Denn je tiefer der Libor sinkt, desto weniger ist die Praxis der Banken haltbar, auf den Zinssatz 0 Prozent statt auf den effektiven Interbankensatz abzustellen.