Vorbei sind die Zeiten, in denen Versicherer nur Versicherungen verkauften und Banken sich nur um Geldgeschäfte kümmerten: Heute sind Versicherungsgesellschaften auch im Hypothekengeschäft und in der Vermögensverwaltung tätig – und Banken verkaufen ihren Kunden auch Versicherungen.
Gemäss einer Umfrage des Instituts für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern vom letzten Herbst bezogen 58 Prozent der Befragten Bankprodukte bei Versicherern: Sie kauften zum Beispiel Altersvorsorge- und Sparprodukte oder schlossen Hypothekarverträge ab. Allianz, Axa, Swiss Life und Zürich bieten sich auch als Vermögensverwalter an und buhlen um die Gunst vermögender Privatkunden. Die Swiss Life etwa wirbt seit Monaten mit dem Spruch: «Wir haben nur eine Anlagestrategie. Ihre. Private Vermögensverwaltung».
K-Geld verglich die Angebote der vier Gesellschaften bei der Vermögensverwaltung. Sie nennen sich Allianz Fondsportfolios Personal Financial Services, Axa Easy Invest, Swiss Life Premium Delegate und Zürich Invest Vermögensverwaltung. Die Depots der Allianz und der Swiss Life werden von der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich verwaltet, die Axa arbeitet mit der Bank CIC und die Zürich mit der Bank Zweiplus zusammen. Alle setzen auf Anlagen in Fonds.
Zuerst werden Kunden gleich mal 2 Prozent abgeknöpft
Die vier Versicherer preisen ihre Produkte in den Verkaufsunterlagen ähnlich an: Finanzkenntnisse benötige der Anleger nicht. Sobald das Risikoprofil feststehe und er die Anlagestrategie gewählt habe, könne er sich zurücklehnen und dem Vermögenswachstum gemütlich zuschauen. Kunden zahlen bei Allianz, Swiss Life und Zürich für Verwaltungs- und Depotgebühr je rund 1 Prozent des verwalteten Vermögens plus Mehrwertsteuer. Das entspricht den Kosten für fondsbasierte Vermögensverwaltungsmandate bei Banken.
Bei der Axa fallen die Verwaltungskosten mit 0,69 Prozent inklusive Mehrwertsteuer tiefer aus. Zum Vergleich: Online-Vermögensverwalter wie Selma, Findependent oder True Wealth verlangen weniger als ein halbes Prozent für ein Vermögensverwaltungsmandat.
Eine Besonderheit der Versicherer: Wer Geld investiert, muss zuerst zahlen: Bei der Investition von 500'000 Franken verlangt die Allianz einen «Investitionsabzug» von 15'000 Franken (3 Prozent), bei der Zürich wird eine «Ausgabekommission» von 10'000 Franken fällig (2 Prozent), bei der Swiss Life sind es 7500 Franken (1,5 Prozent), bei der Axa kostet die «Investitionsgebühr» 6750 Franken (1,35 Prozent).
Warum aber soll ein Anleger für eine Investition eine Einstiegsgebühr zahlen müssen? Die Zürich relativiert den Preis gegenüber K-Geld und verweist auf den Ermessensspielraum der Berater. Diese würden die in der Preisliste aufgeführte Gebühr von 2 Prozent meist reduzieren oder ganz darauf verzichten. In der Praxis betrage sie durchschnittlich 1 Prozent. Die Swiss Life rechtfertigt die Kosten mit dem Aufwand für «eine ganzheitliche Beratung». Die Axa begründet die Gebühr ähnlich. Die Allianz spricht ganz einfach von einer «marktüblichen Vertriebsgebühr».
Hauseigene aktiv verwaltete Fonds bevorzugt
Der Blick in die Portfolios und die enthaltenen Fonds zeigt, dass alle Versicherer auf aktiv verwaltete Fonds setzen – vielfach auf hauseigene Produkte. So verdienen sie zweimal und schränken das Fondsangebot für die Kunden ein. Bei der Zurich können Kunden zwischen aktiven und passiven Fonds wählen. Wer sich für die passiven Anlagen entscheidet, kommt deutlich günstiger davon: Die durchschnittlichen Gesamtkosten (TER) der Fonds betragen um 0,22 Prozent. Die von der Axa eingesetzten Produkte kosten jährlich 0,37 Prozent, wobei die Axa den aktiven auch passive Fonds beimischt. Die aktiven Fonds der anderen drei Versicherungen kosten 0,41 Prozent (Swiss Life), 0,63 Prozent (Zürich) und 0,77 Prozent (Allianz).
Neben den Kosten ist die Performance für die Wahl einer Anlage entscheidend. Die Zürich erzielte über die letzten fünf Jahre eine durchschnittliche Jahresnettorendite von 4,24 Prozent, die Swiss Life nur 1,78 Prozent. Axa Easy Invest und Allianz Fondsportfolios sind noch keine fünf Jahre auf dem Markt. Die Allianz stellte die Zahlen seit Lancierung im Jahr 2019 zur Verfügung und kommt auf jährlich 0,64 Prozent.