Brockenhäuser wirtschaften nach Regeln, die sich stark von denen des Detailhandels unterscheiden. Sie haben keine regelmässigen Lieferanten, sie kaufen ihre Ware nicht ein, und sie haben kein klar festgelegtes Sortiment.
Brigitte Schmid und Andi Haussmann betreiben in Uster ZH das Brockenhaus Brian’s Flohmi Shop. «Brian» steht für die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen. Das Paar hat das Brockenhaus Flohmi Shop genannt, weil viele Leute Brockenhäuser mit düsteren Scheunen, muffigem Geruch und staubiger Ware in Verbindung bringen würden.
Ihr Brockenhaus ist hell und einladend, die Ware sauber und funktionstüchtig. Die Käufer erhalten eine Garantie. Wenn etwas nicht funktionieren sollte, können sie es zurückbringen.
«Wir möchten mit unserem Brockenhaus kein Geld verdienen. Uns reicht es, wenn wir keine Verluste machen», sagt Brigitte Schmid. Andi Haussmann ergänzt: «Wir möchten gute Ware wieder in den Kreislauf bringen und damit etwas tun gegen die Wegwerfmentalität.»
Hochkonjunktur nach Corona
Die beiden eröffneten ihr Brockenhaus im Sommer 2020, kurz nach dem ersten Corona-Lockdown. Viele andere Brockenhäuser waren nach wie vor geschlossen, die Leute hatten Zeit, ihre Wohnungen auszumisten, und der Flohmi Shop wurde überrannt mit Lieferungen. Das Paar nimmt alles entgegen, was ihm angeboten wird, «auch wenn es sich fast nur um Ware zum Wegwerfen handelt», wie Andi Haussmann sagt. Oft müssen sie für deren Entsorgung zahlen.
Sie erhalten aber auch neue, teilweise originalverpackte Sachen, nie aufgestellte Ikea-Möbel, Kleider mit Preisetiketten. Andi Haussmann: «Zum Glück gibt es Leute, die uns solche Sachen bringen, statt sie fortzuwerfen.» Er verkaufte schon als Bub mit seinen Eltern nicht mehr benötigte Spielsachen auf dem Flohmarkt. Brigitte Schmid kleidet sich, seit sie Teenager war, gern in Flohmärkten und Second-handläden ein: «Man findet dort oft coole, ausgefallene Sachen zu super Preisen.»
Neben dem Flohmi Shop betreiben die beiden den jeweils im Winter stattfindenden Flohmarkt im Stadthofsaal Uster. Sie lieben die Atmosphäre von Flohmärkten, den familiären Umgang mit den anderen Verkäufern.
Günstige Miete
Ihren Flohmi Shop konnten sie zu einem günstigen Mietzins in einem alten Lagergebäude der Milchgenossenschaft Uster einrichten. Er ist stets am Mittwochnachmittag und am Samstag geöffnet. Beide zusammen arbeiten etwa in einem 50-Prozent-Pensum für ihre Leidenschaft. Dafür geben sie ihre Freizeit her. «Unseren Stundenlohn rechnen wir gar nicht aus, er wäre viel zu tief», sagt Andi Haussmann.
Er holt die Ware oft ab, vielfach bei älteren Leuten, die von ihrer Wohnung ins Altersheim zügeln. Die beiden sortieren und reinigen die Dinge, prüfen ihre Funktionstüchtigkeit und verkaufen sie meist für 1 bis 20 Franken. Brigitte Schmid sagt: «Viele Kunden finden, wir seien viel zu günstig. Ein T-Shirt zum Beispiel kostet 4 Franken.»
Die beiden können sich ihr aufwendiges Hobby leisten. Der 63-jährige Haussmann arbeitet Vollzeit als Logistikassistent auf dem Flugplatz Dübendorf und die 51-jährige Brigitte Schmid in einem 60-Prozent-Pensum mit Kindern.
In zwei Jahren wird Andi Haussmann pensioniert. Dann planen er und Brigitte Schmid, ihren Flohmi Shop einen weiteren Tag pro Woche zu öffnen. Ums Geld geht es ihnen nicht. Andi Haussmann sagt: «Es gibt irgendwo einen Grenzbetrag, ab welchem ein zusätzlich verdienter Franken nicht glücklicher macht.»