An einem Märzmorgen in einer Schweizer Kleinstadt: Die schwarze Limousine deutscher Marke hält vor einem unscheinbaren Betonbau. Eine jüngere, dezent gekleidete Dame entsteigt dem Wagen. «Wir arbeiten ausschliesslich mit Schweizer Geschäfts- und Kaderleuten zusammen», wird die Agentin von Gut Gross & Partner eine gute Stunde später sagen. Ihr gegenüber sitzt ein Gewerbetreibender, der weder Zeit zum Herumsitzen noch Geld zum Verlieren hat.
Aktienoptionen: «Höchst riskant und fragwürdig»
Nennen wir den Gewerbler Harry Maler. Gegen zehnmal sei er von Gut Gross & Partner mit Geschäftssitz in Kloten telefonisch kontaktiert worden. Nur halb so oft, widerspricht die Agentin. Man habe ihn sowohl über die Festnetz- als auch über die Mobilnummer angerufen. Seine Kontaktdaten sind, da er Geschäftsmann ist, öffentlich zugänglich. Nach mehreren Anrufen hat er in einen Gesprächstermin eingewilligt.
Die Dame will ihm ein Investment von 3000 Franken schmackhaft machen. Das Geld soll er der AMT Futures Limited überweisen, einem Effektenhändler mit Sitz in London. Dieser führt für die Kundschaft von Gut Gross & Partner ein Konto bei der Lloyds Bank. Gut Gross & Partner sichert sich vertraglich das Recht, dem Kundenkonto das vereinbarte Honorar zu belasten.
Mit dem Vermögensverwaltungsvertrag beauftragt der Kunde Gut Gross & Partner, sein Geld anzulegen, in erster Linie in Aktienoptionen. Eine Option gibt dem Käufer das Recht, während der Laufzeit eine Anzahl Aktien zu einem im Voraus bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
Der Käufer der Option spekuliert entweder auf steigende oder auf sinkende Aktienkurse. In beiden Fällen sind hohe Renditen, aber auch Verluste möglich. Peter Ganz, pensionierter Banker mit langjähriger Erfahrung im Handelsgeschäft, bezeichnet eine solche Art von Vermögensverwaltung als höchst riskant und fragwürdig.
Gut Gross & Partner verniedlicht die Risiken nicht. Der Vertrag hält fest: «Der Kunde nimmt die zu erwartenden hohen Risiken und die damit einhergehende Gefahr eines Totalverlusts ausdrücklich in Kauf.» Dem Kunden wird denn auch nahegelegt, «nur einen kleinen Prozentteil seines gesamten Nettovermögens» so zu investieren. Banker Peter Ganz kommentiert: «Statt von Vermögensverwaltung müsste man eher von Spekulation oder Gambling reden.»
Gut Gross & Partner hingegen verdient auf jeden Fall Geld. Von allem Neugeld, das die Gesellschaft zur Verwaltung entgegennimmt, schöpft sie gleich zu Beginn 9 Prozent ab. Bei einer Anlage von 3000 Franken sind das 270 Franken. Dieses Geld muss der Anleger somit zuerst zurückgewinnen, bevor an eine positive Rendite zu denken ist.
Zusätzlich belastet AMT Futures Limited dem Anleger für jeden einzelnen Optionskontrakt eine Pauschalgebühr von 75 US-Dollar. Davon gehen 63 Dollar als Retrozession an Gut Gross & Partner. Die Gesellschaft verpflichtet sich gemäss Vertrag zwar, diesen Betrag dem Anleger zurückzuerstatten. Der gleiche Vertrag hält aber fest, dass Gut Gross & Partner eine zusätzliche Vergütung von 63 Dollar pro gekaufte Option zustehe. Diese Forderung verrechnet die Firma mit dem Anspruch des Kunden auf Herausgabe der Retrozessionen. Unter dem Strich geht der Anleger leer aus. Schliesslich schuldet er ein Erfolgshonorar: 12 Prozent der Nettorendite gehen an Gut Gross & Partner.
Peter Ganz nennt die Gebühren «jenseits von Gut und Böse. Da würde kein Profi mitmachen.» Er könne sich nicht vorstellen, dass es hier zufriedene Kunden gebe.
Robert Peterhans, gemäss Handelsregister der Geschäftsführer von Gut Gross & Partner, begründet die Höhe der Kommissionen mit den komplexen Termin- und Optionshandelsstrategien. Auch seien sie der einzige Finanzdienstleister, der diese Anlagemöglichkeit für kleinere Vermögen anbiete. Deshalb könne man die Gebühren nicht als branchenunüblich hoch bezeichnen.
Gut Gross & Partner ist nicht sehr transparent. Auf der Website ist nicht ersichtlich, wer das Geschäft verantwortet. Anders als auf der Website und in der Kundenbroschüre festgehalten, ist Gut Gross & Partner bei keiner Fachorganisation Mitglied. «Wir haben festgestellt, dass der entsprechende Hinweis auf unserer Website falsch ist und werden dies umgehend berichtigen», antwortet Peterhans auf eine entsprechende Frage. Auf der Website wurde der Hinweis inzwischen entfernt.
Kleinunternehmer klagen über Anrufe von Gut Gross & Partner
Gemäss Peterhans haben alle Mitarbeiter, die Kundenkontakte pflegen, die Prüfung zum Finanz- und Börsenberater (DTV) absolviert. Beim Verband Schweizerischer Vermögensverwalter kennt man diese Ausbildung allerdings nicht. Die Anbieterin der Ausbildung, die TSG GmbH in Frankfurt, händigt nach der Zahlung von 500 Euro einen 300-seitigen Schulungsordner aus. Wer diesen durchgearbeitet hat, kann eine Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren ablegen. Er muss von 120 Fragen 84 richtig beantworten.
Harry Maler ist nicht der erste Gewerbler, den das Werben von Gut Gross & Partner verunsichert. K-Geld wird seit Jahren, oft von Kleinunternehmern, auf die meist als lästig empfundenen Anrufe dieser Gesellschaft aufmerksam gemacht.