Dürftige Leistungen, tiefe Renditen, intransparente Gebühren: So hat K-Geld die sogenannten Auszahlungspläne der Versicherungen kommentiert. Auszahlungsplan bedeutet: Der Kunde zahlt der Versicherung einmalig eine gewisse Summe. Dafür garantiert ihm die Gesellschaft eine jährliche Auszahlung – aber nicht lebenslang, sondern nur für eine im Voraus abgemachte Anzahl Jahre.
Mit einem derartigen Auszahlungsplan sah sich die 61-jährige Erika H. aus Amriswil TG konfrontiert. Sie hatte einen Vertreter der Swisslife zu Besuch, weil eine Police fällig wurde und sie Geld zugut hatte. Der Vertreter schlug ihr vor, von dieser Summe 100 000 Franken in den Swisslife-Auszahlungsplan «Champion Timeplan» zu zahlen. In Kombination dazu solle sie zusätzlich 50 000 Franken als Einmaleinlage in die Sparversicherung Flexsave Invest mit einer Laufzeit von zehn Jahren investieren.
«Könnten Sie bitte diese Kombi-Offerte kommentieren?» Mit dieser Bitte wandte sich Erika H. an K-Geld. Die Redaktion hat die Frage an den unabhängigen Vorsorgeexperten Daniel Hausherr von der ConsultInFinance in Volketswil ZH weitergeleitet – mit der Bitte, auch mögliche Alternativen durchzurechnen.
Die Grafik zeigt das Resultat. Konkret: Wie viel Geld verbleibt der Frau mit der Versicherungslösung, nachdem 18 Jahre ihres Rentnerlebens vorbei sind? Und wie viel, wenn sie jetzt eine Alternative wählt?
Das sind die Eckpunkte der Berechnung:
- Eine wichtige Zahl ist das Pensionierten-Budget. Es ist für solche Berechnungen unerlässlich. Im konkreten Fall braucht die Frau im Alter schätzungsweise 44 000 Franken pro Jahr zum Leben (inklusive Einkommensteuern, die Vermögenssteuer ist nicht berücksichtigt). Die Berechnungen gehen davon aus, dass diese Ausgaben über die Jahre konstant bleiben, die Berechnung setzt also Budgetdisziplin voraus.
- Auf der Einnahmenseite stehen 24 000 Franken von der AHV plus 16 300 Franken von der Pensionskasse pro Jahr. Das ergibt ein rechnerisches Defizit von 3700 Franken pro Jahr, das die Frau mit ihren jetzt verfügbaren 150 000 Franken decken kann.
- Der rechnerische Ablauf nach 18 Jahren ist deshalb so gewählt, weil der von Swisslife vorgeschlagene Auszahlungsplan gemäss Offerte nach 18 Jahren endet. Dann kommt von der Versicherung nichts mehr.
Die detaillierte Berechnung sowie Angaben zur genauen Aufteilung des Investitionsbetrags auf die verschiedenen Zeithorizonte finden Sie im Internet auf www.kgeld.ch. Interessenten ohne Internet können das Material telefonisch bei der Redaktion bestellen (Tel. 044 266 17 17).
Pensionskasse, Sparbuch, Versicherung oder gezielte Geldanlage: Das bleibt von 150 000 Franken nach 18 Jahren übrig
Ausgangslage: Eine 61-jährige Frau hat 150 000 Franken zur Verfügung und überlegt, was sie damit tun soll, damit sie im Alter finanziell am meisten profitieren kann.
Variante 1:
Einkauf in die Pensionskasse (UWS 5,45%)
Mit dieser Lösung bessert die Frau ihre Altersrente der Pensionskasse auf. Sie zahlt als 61-Jährige die 150 000 Franken in drei Jahrestranchen à je 50 000 Franken ein. Weil sie damit ihre Rente erhöht, erzielt sie im Ruhestand einen Budgetüberschuss von 2700 Franken.
Dieser Budgetüberschuss ist der Grund, warum nach 18 Jahren ein Restvermögen resultiert. Denn: Falls die Frau diese 2700 Franken jährlich auf die Seite legt (Budgetdisziplin!), spart sie so in 18 Jahren 48 600 Franken. Zusammen mit den rund 15 000 Franken, die sie früher mit dem Pensionseinkauf an Steuerersparnis erzielte, resultieren nach 18 Jahren 63 600 Franken in bar.
Varianten 2 und 3:
Einkauf in eine bessere Pensionskasse UWS 6% (2) und UWS 6,8% (3)
Die Pensionskasse von Erika H. wandelt das Alterskapital mit einem Rentenumwandlungssatz von nur gerade 5,45 Prozent in eine Rente um. Das ist ein vergleichsweise tiefer Wert. Die Varianten 2 und 3 zeigen deshalb zum Vergleich, wie sich ein Einkauf in eine Pensionskasse mit einem besseren Rentenumwandlungssatz von 6,0 bzw. 6,8 Prozent auswirken würde.
Das Ergebnis ist eindeutig: Je besser der Umwandlungssatz, desto attraktiver ist der Einkauf in die Pensionskasse. Diese Möglichkeit steht aber Erika H. nicht zur Verfügung, denn sie ist an die Pensionskasse ihres Arbeitgebers gebunden.
Variante 4:
Das Geld ab dem Sparbuch verbrauchen
Hier ist die Rechnung einfach: Weil die Frau 18 Jahre lang ein Budgetdefizit von jährlich 3700 Franken decken muss, nimmt sie diese Summe jeweils vom Sparkonto. So macht sie in 18 Jahren einen Kapitalverzehr von total 66 600 Franken (3700.– x 18). Und nach 18 Jahren hat sie von den ursprünglichen 150 000 Franken noch 83 400 Franken auf dem Sparkonto. Diese Rechnung geht von Null Zins und Null Inflation aus.
Varianten 5 und 6:
Der Swisslife-Vorschlag Versicherungskombination, garantierte Leistung (5) und mit Fondsredite 4,5% pro Jahr (6)
Die beiden in Kombination vorgeschlagenen Swisslife-Versicherungen enthalten beide eine garantierte Leistung. Ausgehend von dieser Minimalgarantie gemäss Offerte hat die Frau nach 18 Jahren noch bar 76 632 Franken zur Verfügung. Das ist weniger als mit der Sparbuch-Variante. Grund: Bei diesen Versicherungen gehen 3 bis 4 Prozent der Anlagesumme für Kosten und Provisionen weg.
Sollten die Gelder, die die Frau der Versicherung anvertraut hat, eine jährliche Rendite von 4,5 Prozent erzielen (was eher anspruchsvoll ist und nicht garantiert), verblieben der Frau am Schluss 111 968 Franken. Bei anderen Versicherungsgesellschaften wäre das Resultat mehr oder weniger gleich.
Variante 7:
Kapitalkonsum mit gezielter Geldanlage
Auch bei dieser Variante deckt die Frau das Budgetdefizit aus ihrem Vermögen. Aber sie baut sich gleichzeitig einen Kapitalentnahmeplan: Sie investiert den überwiegenden Teil der verfügbaren 150 000 Franken in verschiedene Anlageklassen mit unterschiedlichem Zeithorizont (K-Geld 4/2014).
Beispiel: Die rund 28 000 Franken, die sie mit einem Zeithorizont von 5 bis 7 Jahren anlegen kann, sollen gemäss diesem Plan mit 1,5 Prozent pro Jahr rentieren; das ist machbar. Für die letzte Zeitperiode (Alter 78 bis 82) gehen die Berechnungen von einem langfristigen Aktienengagement aus, das eine jährliche Rendite von 3,5 Prozent erzielt. In diesen Topf müsste die Frau jetzt rund 24 000 Franken investieren.
Resultat: Wenn die Frau ihr Ruhestandsbudget einhält, hat sie so nach 18 Jahren noch ein Vermögen von 130 500 Franken. Das wäre also die beste Lösung.