«Heizung mieten statt kaufen»: Der Heizgeräte-Hersteller Vaillant wirbt damit unter anderem in der Zeitung des Hauseigentümerverbandes. Das Angebot von Vaillant wendet sich in erster Linie an Besitzer von Einfamilienhäusern.
Wer unter der von Vaillant betriebenen Website Heat365.ch die Eckdaten seines Eigenheims eingibt, erhält eine standardisierte Heizungsofferte. Vaillant bietet für den Ersatz einer Ölheizung eine Luft/Wasser-Wärmepumpe an. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet das 319 Franken pro Monat. In der Miete enthalten sind Wärmepumpe, Installationskosten, Wartung sowie Reparaturen und Ersatzteile. Die Stromkosten sind nicht inbegriffen. Die Offerten gelten für die ganze Deutschschweiz.
Auch die Industriellen Werke Basel (IWB) bieten im Raum Nordwestschweiz unter dem Namen Wärmebox Wärmepumpenheizungen im sogenannten Contracting an. Bei dieser Lösung ist nicht nur die Anlage samt Planung, Installation und Betrieb im Paket enthalten, sondern auch der Strom. Nicht direkt vergleichbar mit Vaillant und IWB sind die Finanzierungslösungen des Gebäudetechnik-Spezialisten Helion und des Stromversorgers CKW in Luzern: Helion bietet zusammen mit der Migros-Bank die Abzahlung einer umweltverträglichen Heizung über maximal sieben Jahre an, und die CKW schiesst Hausbesitzern die Mehrkosten vor, die eine Wärmepumpe im Vergleich zu einer Ölheizung verursacht.
Nach 15 Jahren geht die Heizung auf die Hauseigentümer über
K-Geld verglich verschiedene Kostenvarianten für den Ersatz einer Ölheizung durch eine Luft/Wasser-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus. Dieses liegt im Kanton Baselland und hat eine zu beheizende Fläche von 165 Quadratmetern. Im Vergleich berücksichtigt sind nicht nur die Anschaffungskosten für die neue Heizung, sondern auch die Wartungs- und Reparaturkosten über 15 Jahre. Die Service-Mietverträge von Vaillant und IWB laufen nämlich über diese Periode. Während dieser Zeit bleibt die Heizanlage im Besitz von Vaillant oder IWB und wird durch die Kunden amortisiert. Nach 15 Jahren geht die Heizung auf die Hauseigentümer über – bei IWB automatisch und bei Vaillant auf Wunsch.
Nicht im Vergleich enthalten sind die Stromkosten. Diese beziffert IWB auf 888 Franken pro Jahr respektive 13 320 Franken über 15 Jahre. Das ist ein eher tiefer Wert. Je nach Effizienz der Wärmepumpe, Dämmung des Einfamilienhauses und Stromtarif dürften die Stromkosten höher liegen. Marc Bätschmann von der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz empfiehlt Wohneigentümern, die Heizkosten mit einem Internet-Werkzeug zu berechnen (Erneuerbarheizen.ch/heizkostenrechner).
K-Geld verglich die Kosten für die Heizungsmietlösungen von Vaillant und IWB mit der Barzahlung der Heizung sowie dem Kauf mittels Aufstockung der Hypothek. Resultat: Klar am günstigsten ist die Barzahlung. Nach Abzug der Förderbeiträge des Kantons Baselland von 7420 Franken verbleiben Gesamtkosten über 15 Jahre von 41 980 Franken. Bei Annahme eines Zinses von 1 Prozent kostet die Lösung mit Aufstockung der Hypothek insgesamt 4812 Franken mehr. Bei der Mietlösung von Vaillant müssen Einfamilienhausbesitzer mit gut 10 000 Franken Mehrkosten rechnen. Bei IWB betragen die Mehrkosten sogar rund 15 200 Franken.
Vaillant und IWB rechtfertigen die Mehrkosten mit dem Rundum-Sorglos-Paket und einem einzigen Ansprechpartner. Von der Planung über die Baueingabe, die Beantragung von Fördergeldern bis zu Betrieb und Unterhalt der Anlage für 15 Jahre sei alles inklusive. IWB erklärt, dass es sich bei ihren Wärmepumpen um «Premiumprodukte» handle: Sie seien leistungsfähiger, effizienter und geräuscharmer als andere. Dafür würden die Kunden später beim Stromverbrauch Geld einsparen.
Andreas Edelmann, Energieberater und Präsident der Zürcher Sektion des Wohneigentümerverbandes Casafair, kennt sich aus mit Contracting-Verträgen. Bei den Angeboten von Vaillant und IWB fällt ihm auf, dass diese nur über 15 Jahre laufen. Das ist kürzer als die theoretische Lebensdauer einer Luft/Wasser-Wärmepumpe von 20 Jahren. Muss die Anlage innert 15 Jahren amortisiert werden, fallen die Mietraten höher aus. Laut Edelmann sind Mietlösungen für Heizungen «aus finanzieller Sicht eigentlich nie interessant». Denn mit der Miete müsse das teure All-inclusive-Paket finanziert werden.
Solche Lösungen könnten aber für Eigentümer sinnvoll sein, welche nichts mit der Heizung im Haus zu tun haben wollen. Von Vorteil sei auch, dass kein Kapital gebunden wird und ohne Hypothek eine erneuerbare Heizung installiert werden könne. So könnten sich auch Hausbesitzer ein neues Heizsystem leisten, die nicht genügend Geld auf der Seite haben.