Der Inhaber und Geschäftsführer des St. Galler Vermögensverwalters Swiss Private Savings (SPS), will von seinen Kunden «durchwegs positive Reaktionen» erhalten haben. Er sagt: «Wir haben nicht eine einzige Kündigung auf dem Tisch.» Ein Investor hingegen sagt: «Eine Kündigung wäre sinnlos, weil man damit einen Teil seines Kapitaleinsatzes verliert.»
Ein Kundenvermittler spricht von mehreren geschädigten Kunden. Er ist deshalb bei der Finanzmarktaufsichtsbehörde (Finma) und beim Verband Schweizerischer Vermögensverwalter vorstellig geworden. Eine andere Kundin hat von der SPS mehrfach Geld zurückverlangt – ohne Erfolg. Die SPS liegt zudem im Zwist mit ehemaligen Angestellten. Dass er Saläre oft erst im Folgemonat auszahlt, ist eines der kleineren Probleme.
Swiss Private Savings arbeitet mit Differenzkontrakten, sogenannten CFDs (Contracts for Difference). Damit wettet der Kunde auf Kursveränderungen, etwa von Aktien, Indizes, Währungen oder Edelmetallen. Man setzt auf steigende oder fallende Kurse. Liegt man richtig, winken hohe Gewinne, liegt man falsch, drohen hohe Verluste – bis zum Totalverlust. Der CFD-Handel ist hochspekulativ.
Kunden von Swiss Private Savings überweisen ihr Anlagekapital auf ein Konto der Bank Barclays in Frankfurt am Main (D). Von dort fliesst das Geld auf ein Handelskonto beim britischen Broker GKFX Financial Services Ltd. Gleichzeitig unterschreiben die Kunden zuhanden der SPS eine Handelsvollmacht. Ihnen bleibt das Zuschauen, was dann passiert.
Kontoauszüge von SPS-Kunden fast immer nahe bei Null
Die Kontoauszüge, die K-Geld vorliegen, tendieren fast immer gegen Null. SPS bezwecke nur das Erzielen von Handelsprovisionen, sagt ein Betroffener. Die SPS verdient an jedem Handelsauftrag – unabhängig davon, ob daraus für den Kunden ein Gewinn oder ein Verlust resultiert. Das ist den Kunden aufgrund des Vertrags bekannt. Der Geschäftsführer sagt, dass Gewinne immer automatisch ausbezahlt würden. Kunden bestreiten das.
Beim Verband Schweizerischer Vermögensverwalter, bei dem die SPS Mitglied ist, gibt man sich zugeknöpft. Geschäftsführer Patrick Dorner lässt lediglich durchblicken, dass man von der Situation bei der SPS Kenntnis habe. Man habe die nötigen Massnahmen ergriffen. Auch die Finma sei informiert.
Der SPS-Geschäftsführer verneint, dass die Firma je mit einer Untersuchung konfrontiert gewesen sei. Auch hält er fest: «Wir sind uns keines Verstosses gegen irgendwelche Bestimmungen der Selbstregulierungsorganisation oder eines Gesetzes bewusst.» Diese Aussagen sind falsch. K-Geld-Recherchen haben ergeben, dass der Verband schon Ende August 2015 bei der SPS eine «besondere Kontrolle» angeordnet hatte. Dabei stellte der Verband fest, dass die SPS Kunden auf Handelsgewinnen eine Gebühr von 35 Prozent belastete. Die Standesregeln des Verbands lassen aber höchstens 20 Prozent zu. SPS hat die Gebühr inzwischen reduziert. Auch untersuchte der Verband bereits damals wegen Verdachts auf Churning – übertriebener Handelstätigkeit, um Kommissionen zu Lasten des Anlegers zu erzielen. Zum Ergebnis der Ermittlung äussert sich der Verband nicht.
2013 ordnete die Finma die Liquidation der Comzone AG an, eine damals von demselben Geschäftsführer geleitete Gesellschaft. Inzwischen wurde der Konkurs vollzogen. Laut Claudius Platzer vom Konkursamt Appenzell Ausserrhoden erlitten 29 Gläubiger der 3. Klasse Totalverlust. Sie hatten Forderungen von über 1 Million Franken geltend gemacht, die von Comzone bestritten wurden. Comzone wurde wegen Verstoss gegen das Kollektivanlagegesetz gebüsst. Der ehemalige Geschäftsführer erhielt einen auf zwei Jahre befristeten Eintrag ins Strafregister.