Das Autohaus Engelhard in Müllheim (D) liegt 40 Kilometer nördlich von Basel und wirbt um Schweizer Kunden: «Das sehr attraktive Preisniveau in Deutschland und die aktuelle Stärke des Schweizer Frankens machen es für Kunden aus der Schweiz immer attraktiver, ein Fahrzeug in Südbaden zu erwerben», schreibt das Unternehmen im Internet.
Auch das Autohaus Waser in Waldshut-Tiengen gleich ennet der Grenze lockt Kunden aus der Schweiz: «Wir verkaufen seit mehr als 30 Jahren Fahrzeuge in die Schweiz und wissen genau, welche Papiere und Zertifikate für die Verzollung und die Abnahme in der Schweiz notwendig sind.»
K-Geld wollte wissen, ob sich ein Kauf wirklich lohnt, und holte Mitte März für drei der meistverkauften Autos in Schweizer und in deutschen Garagen Offerten ein: für einen Skoda Enyaq, einen Volvo XC40 und einen Audi Q3.
Den grössten Preisunterschied gab es beim Skoda Enyaq 85 Sportline 4x2, Farbe Energy-Blau. Das Autohaus Waser offerierte das Elektroauto für knapp 51'000 Franken.
Bei der Garage Franz in Zürich kostet das gleiche Modell mit ähnlicher Ausstattung 61'990 Franken. Das sind fast 11'000 Franken mehr, obwohl die Garage Franz mehr als 5500 Franken Rabatt auf den angeschriebenen Preis gewährte. Der Preis der deutschen Garage enthält bereits die Schweizer Mehrwertsteuer von 8,1 Prozent, die Automobilsteuer von 4 Prozent sowie die Kosten für Verzollung und Zulassung in der Schweiz.
Bei Verbrennerautos mindert CO2-Abgabe die Ersparnis
Bereits 2011 ergab ein Preisvergleich des «K-Tipp» ein Sparpotenzial von einigen Tausend Franken bei einem Autokauf in Deutschland («K-Tipp» 15/2011). Damals entsprach 1 Euro rund Fr. 1.10. Mittlerweile ist 1 Euro weniger wert als
1 Franken. Das macht Einkäufe in Deutschland noch attraktiver.
Allerdings wird ein Teil der Einsparung bei einem Autokauf in Deutschland durch die CO2-Strafabgabe zunichtegemacht. Diese wird seit 2012 für Fahrzeuge erhoben, die ganz oder teilweise mit Benzin oder Diesel angetrieben und in die Schweiz importiert werden.
Die Abgabe kann je nach Schadstoffausstoss Tausende Franken betragen. Spezialisierte Unternehmen wie die CO2 Börse AG versprechen, diese Kosten zu reduzieren, wenn Autokäufer die Zahlung der Abgabe über ihre Firma abwickeln.
Trotzdem kann sich auch der Import von Benzinern und Dieselautos lohnen: So kostet der Volvo XC40 B3 Essential in Vapour-Grau beim Autohaus Engelhard in Müllheim inklusive Transport nach Zürich und aller Steuern umgerechnet rund 36'600 Franken. Dazu kommt gemäss dem Bundesamt für Energie eine CO2-Abgabe von fast 3000 Franken, macht also 39'600 Franken. Die Garage Emil Frey in Safenwil AG verlangte 48 720 Franken für das Auto. Die Ersparnis beim Kauf in Deutschland beträgt also rund 9100 Franken. Allerdings bot Emil Frey gleichzeitig eine besser ausgestattete Variante mit einem Rabatt von über 8000 Franken für 45'270 Franken an.
Wenig Sparmöglichkeiten ergaben dagegen die Offerten zum Audi Q3 35 TFSI Advanced in Chronosgrau metallic. Das Autohaus Amann im deutschen Stühlingen nahe Schaffhausen wollte für den Wagen inklusive aller Kosten und CO2-Strafabgabe rund 43'600 Franken. Bei Hoffmann Automobile in Aesch BL kostete der Audi mit einem Rabatt von über 6000 Franken gut 44'100 Franken – nur rund 500 Franken mehr als in Deutschland.
Skoda-Importeur Amag sagt, die Schweizer Version des Skoda Enyaq enthalte serienmässig das Zusatzpaket «Advanced». Es kostet in Deutschland rund 2000 Franken. Ausserdem betrage die Garantie in der Schweiz 3 statt wie in Deutschland nur 2 Jahre. Die Garage Emil Frey argumentiert ähnlich.
Garantie der Importwagen gilt in Schweizer Garagen
Gut zu wissen: Neuwagen, die aus der EU importiert wurden, haben eine zweijährige Garantie. Laut dem Verband freier Autohandel Schweiz sind auch Schweizer Markenvertretungen verpflichtet, Reparaturen auf Garantie auszuführen.
Autokauf in Deutschland: Das gilt es zu beachten
Wer sich ein neues Auto kaufen will, holt am besten zuerst eine Offerte in einer Schweizer Garage ein und lässt sich in einem Autohaus in der deutschen Nachbarschaft eine Vergleichsofferte ausstellen – vor Ort oder über das Internet.
Bei den Offerten sollte man darauf achten, dass Ausstattung und Motorisierung des Autos in beiden Ländern vergleichbar sind. Viele Hersteller haben im Internet einen Konfigurator, mit dem sich das gewünschte Auto exakt zusammenstellen lässt.
Es gibt auch Schweizer Händler, die Neuwagen an offiziellen Importeuren vorbei einführen. Diese Autos können günstiger sein als privat eingeführte Wagen («Saldo» 1/2024). Grund: Direktimporteure erhalten oft bessere Preise, weil sie eine grössere Menge einkaufen. Mehr Informationen dazu unter: Vfas.ch.