Die Negativzinsen auf Erspartem sind verschwunden. Dennoch kann es weiterhin sinnvoll sein, ein Schliessfach zu mieten: Das dort aufbewahrte Bargeld kann jederzeit bezogen werden, ohne dass man Rückzugsbedingungen der Banken beachten muss.
Bargeld in einem Banksafe bedeutet in Zeiten von mickrigen Zinsen ausserdem kaum einen Ertragsausfall. Und bei einem Bankenkonkurs sind Beträge erst noch über die Einlagensicherung von 100'000 Franken hinaus geschützt. Denn der Inhalt eines Schliessfachs gehört vollumfänglich dem Kunden, nicht der Bank.
Auch das Lagern von Edelmetallen in Barren- und Münzenform in einem Safe kann vorteilhaft sein. Ein börsengehandelter Indexfonds auf Gold in Schweizer Franken zum Beispiel kostet mindestens 0,19 Prozent pro Jahr. Hinzu kommen die Depotgebühren. Bei den aktuellen Goldpreisen kann ein Schliessfach deshalb günstiger sein als «Papiergold».
Banken meist günstiger als Schliessfachfirmen
Alle grossen Banken ausser der Postfinance vermieten Schliessfächer. Daneben offerieren diverse bankenunabhängige Firmen solche Fächer. Die Konditionen sind recht unterschiedlich. Das zeigt ein Vergleich von K-Geld bei je zehn Banken und bankenunabhängigen Firmen.
- Preislich haben meist die Banken die Nase vorn. Für das kleinste verfügbare Tresorfach zahlt man bei den Banken zwischen Fr. 54.05 (St.Galler Kantonalbank) und Fr. 150.– (UBS) pro Jahr. Bei den bankenunabhängigen Firmen reicht die Preisspanne von Fr. 64.86 (Zahlebiiger.ch) bis Fr. 700.– (Helvetic Secura). Beim Fach des Treuhandbüros Zahlebiiger.ch handelt es sich allerdings um einen Ausreisser nach unten: Das nächstgünstige Fach eines bankenunabhängigen Betreibers kostet 210 Franken pro Jahr (Safes Fidelity).
- Die Banken verlangen von den Schliessfachkunden, dass diese bei ihnen ein Spar- oder gar ein Privatkonto führen. Kunden von bankenunabhängigen Dienstleistern müssen hingegen keine besonderen Voraussetzungen erfüllen. Einzig Geiger Edelmetalle fordert eine Mindestinvestition von 10'000 Franken in Edelmetall. Andere Goldhändler verlangen keine Investition in Edelmetalle. Vor allem für Kunden mit Domizil im Ausland ist es vorteilhaft, dass kein Kontozwang besteht. Denn sie müssten für ein Bankkonto meist einen Zuschlag von mehreren Hundert Franken zahlen (K-Geld 1/2022).
- Die Banken halten fest, sie würden für die Sicherheit ihrer Tresoranlagen die gleiche Sorgfalt anwenden wie für die Aufbewahrung ihrer eigenen Wertsachen. Für Schäden, die durch die Missachtung dieser Sorgfaltspflicht entstehen, stünden sie ein – weiter reiche die Haftung aber nicht. Das heisst: Mieter, die den Fachinhalt vor Diebstahl, Feuer und Wasserschäden schützen wollen, müssen selber für die Versicherung sorgen. Das ist in der Regel über eine Erweiterung der Hausratversicherung möglich. Diebstähle bei der Raiffeisenbank Basel im Jahr 2018 und bei der Unicredit Bank Austria in Wien 2020 zeigen: Tresorfachanlagen von Banken sind nicht hundertprozentig sicher. Sieben von zehn bankenunabhängigen Dienstleistern bieten den Kunden eine zum Schliessfach gehörige Versicherung an, die Einbruchdiebstahl, Raub, Wasserschäden, Vandalismus, Feuer und Elementarschäden umfasst. Im Mietpreis von Degussa, Philoro, Pro Aurum und Swiss Gold Safe ist eine Grundversicherung bis zu einem bestimmten Wert inbegriffen. Sie kann erweitert werden. Die Jahresprämien reichen von 0,1 bis 1 Prozent des eingelagerten Wertes.
- Der Zugang zu den Schliessfächern ist unterschiedlich geregelt. Bei den Banken ist er normalerweise während der Schalteröffnungszeiten gewährleistet. In manchen Bankfilialen können die Kunden die Tresorfachanlagen zu erweiterten Öffnungszeiten oder sogar rund um die Uhr betreten (etwa bei den Kantonalbanken Aargau, Luzern, St. Gallen und Zürich). Für diesen Vorteil müssen die Mieter einen Zuschlag in Kauf nehmen. Auch bei bankenunabhängigen Schliessfachanlagen ist der Zutritt meist nur zu Bürozeiten möglich. Ausnahmen sind die Anlagen von Valito und Helvetic Secura. Dort ist ein 24-Stunden-Zugang möglich, allerdings nur nach Voranmeldung. Die zwei Betreiber sind mit jährlich Fr. 583.74 respektive Fr. 700.– die teuersten im Vergleich.
Laut Stefan Anderegg von Helvetic Secura geht es Mietern von bankenunabhängigen Schliessfächern nicht darum, Wertsachen zu verstecken. «Schwarzgeld spielt kaum mehr eine Rolle», sagt er. Vielmehr würden viele Kunden auf eine bankenunabhängige Lösung setzen, weil sie Banken und Regierungen misstrauten.
Ludwig Karl von Swiss Gold Safe ergänzt, dass bankenunabhängige Schliessfächer auch während Notfällen und Bankenkrisen zugänglich seien. Wichtigstes Argument der bankenunabhängigen Firmen ist die Sicherheit. Die teureren Dienstleister behaupten, ihre Sicherheitsmassnahmen würden meist über die Standards der Banken hinausgehen. Bei den Firmen Valito, Swiss Gold Safe und Helvetic Secura geht das so weit, dass sie den genauen Standort der Schliessfachanlagen nur den Mietern mitteilen.
Die Fächer von Helvetic Secura etwa befinden sich in der Brünigregion in einer alten geheimen Bunkeranlage. Die Eingangstür habe ein Gewicht von drei Tonnen und sei biometrisch abgesichert, sagt Stefan Anderegg. Sie werde rund um die Uhr von Sicherheitsleuten bewacht.