Aus vielen Anfragen an die Geldberatung von K-Geld ist er immer wieder herauszulesen: der klassische Zielkonflikt zwischen Rendite und Risiko. Wer Geld zur freien Verfügung hat, möchte es möglichst vermehren – aber bitte mit maximaler Sicherheit. Doch beides ist nicht zu haben.
In den Antworten der Geldberater steht deshalb auch immer: Es kommt darauf an, wie viel Risiko der Sparer eingehen will. Entscheidend ist auch der Anlagehorizont: Wie lange kann das Geld investiert bleiben, ohne dass man darauf zurückgreifen muss?
Die drei Anlagevorschläge auf Seite 15 passen für eine rund 50-jährige Person mit einem Anlagehorizont von mehr als zehn Jahren. Sie hat 100 000 Franken auf der hohen Kante, auf die sie bis zur Pensionierung nicht zugreifen muss. Die drei Musterdepots sind für drei unterschiedliche Risikoprofile gedacht.
Ganz wichtig: Das Musterdepot ist allgemeingültig aufgebaut. Es ist also nicht speziell auf die aktuelle Zinssituation und die gegenwärtige konjunkturelle Lage gemünzt, und es ist auch keine unmittelbare Reaktion auf den Kurssturz vom 15. Januar 2015.
Was sofort auffällt: Wer nur ein geringes Risiko eingehen will, kann nicht in Aktien investieren, sondern muss in erster Linie auf die Sicherheit von Sparkonto und Kassenobligationen setzen. Das gilt ganz allgemein, und es gilt auch zum aktuellen Zeitpunkt mit rekordtiefen Zinsen. Immerhin ist zurzeit auch die Geldentwertung (Inflation) tief, sodass in der Regel selbst von den aktuellen Magerzinsen noch etwas übrigbleibt.
Kassenobligation: Nicht mehr als fünf Jahre Laufzeit
Kassenobligationen garantieren einen fixen Zins über die ganze Laufzeit (siehe K-Geld 6/2014). Aber der Sparer ist an die vertraglich abgemachte Laufzeit gebunden. In der aktuellen Situation sollte man keine Kassenobligationen mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren abschliessen.
Risikofreudige mit einem längeren Zeithorizont hingegen können durchaus auf Aktien setzen. Diese sind auf lange Sicht einigermassen sichere Renditegaranten – doch in der Banken- und Finanzkrise von 2008 zum Beispiel wurde der Wert der Schweizer Aktien glatt halbiert.
Allerdings ist es unmöglich, mit einer Summe von 100 000 Franken mit Einzeltiteln eine vernünftige Diversifikation zu erreichen, also die Streuung des Risikos auf mehrere Titel. Das wäre punkto Gebühren auch zu teuer.
Der Vorschlag setzt deshalb bei den Aktien auf die kostengünstigen börsengehandelten Indexfonds, sogenannte ETFs. Alle ETFs im Musterdepot sind bezüglich Kosten konkurrenzfähig. Und sie stellen eine breite Diversifikation sicher.
Das zeigt sich zum Beispiel beim ETF Schweiz der UBS. Er folgt nicht den bekannten Schweizer Indizes SMI und SPI, sondern dem Swiss Leader Index (SLI). Beim SMI machen die drei grössten Schweizer Unternehmen Novartis, Nestlé und Roche fast 60 Prozent des gesamten Gewichts aus und dominieren entsprechend. Beim SLI hingegen sind die vier «schwersten» Titel auf einen Indexanteil von 9 Prozent begrenzt.
Die drei übrigen vorgeschlagenen ETFs decken Europa, die USA und die Schwellenländer ab. Für ein breites Aktieninvestment sind das sinnvolle Wirtschaftsräume.
Das Musterdepot enthält auch ein kleines Investment in einen Immobilien-ETF, der in alle Schweizer Immobilienfonds investiert. Grund: Die Musterdepots sind für einen Anleger gedacht, der selber keinen Immobilienbesitz hat. Immobilienbesitzer können diese Anlage weglassen. Beim offensivsten Depot kann man mit diesem Anteil die Aktienquote aufstocken, beim sicherheitsorientierten Depot kann der Betrag in Obligationen oder aufs Sparkonto fliessen.
Immobilienfonds bieten einen gewissen Schutz gegen Inflation und sind eine bewährte Anlageklasse. Doch auch breit gestreute Immobilienfonds können deutliche zweistellige Verluste einfahren.
Im Grundsatz gehören auch Obligationen in ein vernünftig diversifiziertes Depot – insbesondere bei der langfristigen Anlagestrategie, auf welcher die Musterdepots aufbauen.
Allerdings ist dies in der aktuellen Situation sehr problematisch. Denn: Sobald die Zinsen steigen, geraten Obligationen unter Druck. Wer also denkt, dass die Zinsen demnächst anziehen, sollte von länger laufenden Obligationen absehen. Wann allerdings der Zinsanstieg kommt, weiss niemand genau. Viele Experten sagen, das gegenwärtige Tiefzinsniveau werde noch lange Bestand haben.
Bei steigendem Zinsniveau verlieren Obligationen an Wert
Bei einer breit gestreuten Obligationenanlage ist also nicht das Ausfallrisiko das grösste Risiko. Wenn einzelne Herausgeber von Obligationen Pleite gehen, wird das durch die Diversifikation aufgefangen. Das Problem ist vielmehr, dass der Kurs von Obligationen an der Börse über Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Steigt das allgemeine Zinsniveau, verlieren Obligationen an Wert.
Bei einer Reduktion des Zinsniveaus ist der Effekt gegenteilig: Bestehende Obligationen gewinnen an Wert. Je länger die Restlaufzeit einer Obligation, desto stärker wandelt sich der Kurs bei einer Zinsveränderung am Markt. Beispiel: Steigt der Zins um 1 Prozent, verliert eine Obligation mit einer Restlaufzeit von 5 Jahren rund 4,7 Prozent an Wert. Bei 10 Jahren Restlaufzeit sind es rund 8,8 Prozent. Der Verlust bei 2 Prozent Zinsanstieg und 10 Jahren Restlaufzeit: 17,5 Prozent.
Das Depot enthält einen ETF auf Unternehmensobligationen in Schweizer Franken. Er bietet eine breite Diversifikation bei sehr tiefen Kosten.
Es kann durchaus sinnvoll sein, einen kleinen Teil in Fremdwährungen zu investieren. Das Depot enthält daher einen ETF auf Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) in Euro und einen in US-Dollar. Der Anteil ist deshalb klein, weil hier höhere Zinsen locken, es aber auch ein Währungsrisiko gibt. Zur Erinnerung: Am 15. Januar dieses Jahres hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken 13 Prozent verloren!
Tipps: Wer mehr Rendite will, muss mehr riskieren
Wer beim Anlegen Risiken eingeht, muss auch mit Kursverlusten rechnen. In diesem Zusammenhang ist von Risikofähigkeit und Risikobereitschaft die Rede.
Die Risikofähigkeit eines Anlegers misst sich daran, ob er sich finanzielle Verluste im Depot überhaupt leisten kann. Wer nach einem Verlust gleich seine täglichen Ausgaben drosseln muss, ist nicht risikofähig.
Dabei spielt der Anlagehorizont eine wichtige Rolle: Wer kurzfristig keine Verluste haben «darf», kann keine Aktien oder spekulative Hochzins-Obligationen kaufen. Bei einem langen Anlagehorizont hingegen sind Aktien (breit gestreut natürlich) durchaus angesagt.
Die Risikobereitschaft ist eine psychologische, subjektive Komponente: Wie gut kann ich noch schlafen, wenn einzelne Aktien wie zum Beispiel am 15. Januar 2015 zweistellige Verlust erleiden? Wie kann ich mit Verlusten umgehen, selbst wenn ich weiss, dass diese nur vorübergehend sind?