K-Geld-Leser Peter Amstutz aus Ettingen BL (Name geändert) erhielt im Jahr 2020 den Anruf eines Aktienverkäufers des Unternehmens Kasko2go AG in Zug. Die Firma kündigte an, den Versicherungsmarkt revolutionieren zu wollen. Sie bietet etwa eine Handy-App für Autoversicherungen (K-Geld 6/2019) an. Dazu ging die Firma eine Partnerschaft mit Simpego (früher Dextra) ein, hinter der die Versicherung Pax in Basel und die Bayerische Versicherungsgruppe in München stehen.
Der Aktienverkäufer überredete Amstutz zum Kauf von Kasko2go-Aktien, nämlich 400 Stück für je 60 Franken, also insgesamt 24000 Franken. Der Verkäufer schwärmte dem Basler vor, die Aktien hätten bald einen Wert von 180 Franken pro Stück. Doch das ist bis heute nicht der Fall. Seitdem sitzt Amstutz auf seinen Aktien.
Erneut zum Kauf von Aktien gedrängt
Anfang dieses Jahres erhielt Peter Amstutz wieder Anrufe von Kasko2go-Verkäufern: Wochenlang wurde er bedrängt, weitere 100 Aktien zu nunmehr 85 Franken pro Stück zu kaufen. «Obwohl ich klar und deutlich sagte, dass ich nicht mehr kaufen will, schickte mir die Firma einen Aktienkaufvertrag zu.» Kasko2go hat insgesamt 755320 Aktien mit einem Nennwert von 10 Rappen im Angebot, die zu je 85 Franken verkauft werden.
Bei K-Geld beschwerten sich weitere Leser über die Aktienverkäufer von Kasko2go. So berichtet Christoph Dietrich (Name geändert) aus Rieden SG, er sei wochenlang telefonisch kontaktiert worden. Er verlangte ein konkretes Angebot samt Zusicherung, dass er die Aktien zum gleichen Preis an die Firma zurückverkaufen könne. «Das wurde mir vom Verkäufer mündlich so zugesichert.»
K-Geld prüfte den Aktienkaufvertrag und stellte fest: Eine solche Zusicherung ist nirgends enthalten. Und der Vertrag lautet nicht auf Kasko2go AG in Zug. Das Geld muss nach Liechtenstein überwiesen werden, zur Kasko2go Holding AG. Gemäss dem Aktienkaufvertrag, der K-Geld vorliegt, gilt Liechtensteinisches Recht, Gerichtsstand ist Vaduz.
Peter Amstutz erzählt, wie es bei ihm weiterging: «Ich wollte Zahlen sehen, ich bin ja Aktionär. Doch die erhielt ich nie.» Dafür erhielt er eine 18-seitige «Startup-Bewertung», die von PricewaterhouseCoopers (PwC) stammt und die Firma mit 180 Millionen Franken bewertet. Doch im Kleingedruckten ist auf Englisch zu lesen: «Dieser Report sollte nicht für Geschäftszwecke oder zum Aufnehmen von Krediten verwendet werden.» Er basiere ausschliesslich auf Daten, die PwC von der Firma erhalten und nicht überprüft habe.
Kasko2Go sendet den Investoren regelmässig einen Newsletter zu. Darin taucht eine Liste mit potenziellen Kunden auf, die angeblich in der «Pipeline» stecken. Genannt werden etwa Postfinance, Swiss Re, Helvetia, Zürich, Axa, Baloise und internationale Firmen wie Tesla, Volkswagen oder BMW.
Aktienkäufer riskieren Totalverlust
Klar ist: Es ist höchst riskant, in Firmen zu investieren, deren Aktien und Obligationen nicht an der Börse gehandelt werden. Denn es gibt meist keinen Markt, um die Papiere verkaufen zu können. Solche Firmen sind zudem nicht zur Transparenz verpflichtet. Wer Kasko2go Geld leiht, muss im schlimmsten Fall mit einem Totalverlust leben können.
Zu diesem Risiko nahm die Firma Kasko2go nicht Stellung. Auch die Frage, wie hoch die Provisionen für die Aktienverkäufer ausfallen, blieb unbeantwortet. In der Vergangenheit zeigte sich etwa beim Verkauf von Aktien des Pharmaunternehmens Amvac, dass die Verkäufer Provisionen zwischen 30 und 60 Prozent kassierten (K-Geld 4/2016). Das heisst: Von dem eingezahlten Kapital, das eigentlich dem Startup zugutekommen sollte, landete ein grosser Teil in den Taschen der Aktienverkäufer.
Zu den Verkaufserfahrungen von K-Geld-Lesern schreibt Kasko2go: «Die Vorgehensweise bei möglichen Aktienverkäufen entspricht weder unseren Werten noch unserer Geschäftspolitik.» Man habe interne Abklärungen eingeleitet und festgestellt, dass es «punktuell» Verkaufsbemühungen gegeben habe, die man nicht gutheisse. Bei Fragen könnten sich Aktionäre ans Management wenden.